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Mit der einsetzenden nationalsozialistischen Rassenpolitik fiel den Kirchen eine neue Bedeutung zu: sie verwalteten mit den Kirchenbüchern wesentliche bevölkerungsgeschichtliche Personendaten, die für die nationalsozialistische Unterscheidung zwischen "Ariern" und "Nichtariern" relevant waren. Staats- und Parteistellen verlangten "Amtshilfe": die Auslieferung dieser Daten. Und die Kirchen kamen dieser Forderung - meist sehr bereitwillig - nach. In vielen Fällen leisteten kirchliche Mitarbeiter (Pfarrer, Kirchenbeamte u.a.) aktive Beiträge zur NS-Sippenforschung. Nicht selten entstanden…mehr

Produktbeschreibung
Mit der einsetzenden nationalsozialistischen Rassenpolitik fiel den Kirchen eine neue Bedeutung zu: sie verwalteten mit den Kirchenbüchern wesentliche bevölkerungsgeschichtliche Personendaten, die für die nationalsozialistische Unterscheidung zwischen "Ariern" und "Nichtariern" relevant waren. Staats- und Parteistellen verlangten "Amtshilfe": die Auslieferung dieser Daten. Und die Kirchen kamen dieser Forderung - meist sehr bereitwillig - nach. In vielen Fällen leisteten kirchliche Mitarbeiter (Pfarrer, Kirchenbeamte u.a.) aktive Beiträge zur NS-Sippenforschung. Nicht selten entstanden besondere Kirchenbuchstellen, die rassistisch motivierte Forschung betrieben und die Resultate an staatliche Behörden und Parteistellen weiter reichten.In fünf Regionalstudien berichtet dieser Band über unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit von evangelischen Landeskirchen und Dienststellen von NS-Staat und NSDAP auf dem Gebiet der Urkundenausstellung für den "Ariernachweis". Zugleich wird gezeigt, wie mit diesem brisanten Thema in der Nachkriegszeit verfahren wurde.
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Autorenporträt
Prof. Dr. Hans Otteist seit 1981 Direktor des Landeskirchlichen Archivs Hannover und lehrt niedersächsische Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erst seit 15 Jahren wird intensiv über die Rolle der Kirche bei der Ausstellung von Ariernachweisen im Nationalsozialismus geforscht, berichtet Rezensent Carsten Dippel. Und deswegen könne der vom Berliner Kirchenhistoriker Manfred Gailus herausgegebene Sammelband zu diesem Thema noch keinen Überblick leisten, sondern nur Anregungen für weitere Forschungen geben. Die entscheidende Quelle für die von den Bürgern geforderten Abstammungsnachweise waren die im Eigentum der Landeskirchen befindlichen Kirchenbücher. Die "spannend zu lesenden" Fallstudien zeigen, so Dippel, dass abgesehen von wenigen Fällen der Informationsverweigerung in der Regel die hier ausschließlich untersuchten evangelischen Kirchen Amtshilfe geleistet haben, was etwa die Verfolgung von Christen jüdischer Herkunft zur Folge hatte. Das Verhaltensspektrum reiche dabei von der Herausgabe "korrekter Angaben" trotz Ablehnung des Arierparagrafen (etwa bei der Bekennenden Kirche) über "willfähriges Entgegenkommen" bis hin zu Fällen von Eigeniniative einzelner Pfarrer bei der Zusammenarbeit mit der verantwortlichen "Reichsstelle für Sippenforschung". Dippel zeigt sich sehr angetan von diesem Forschungsband und vermutet schon mal vorab, dass sich die hier nicht untersuchte katholische Kirche ähnlich verhalten haben dürfte.

© Perlentaucher Medien GmbH