Julia ist das einzige Kind von Vater und Mutter Klopps, einem betagten Ehepaar, das seine Tochter größtenteils sich selbst überlässt. Ihr Schicksal wird erzählt aus der Perspektive eines grübelnden Geistes - eine Stimme in Julias Ohr, ein Parasit, der an dem Mädchen haftet. Anfangs sind Julia und der Geist Komplizen, geheime Spielgefährten in einer Art Kinderehe. Doch alles ändert sich, als Julias Monatsblutung einsetzt. Der Teenager befreit sich immer mehr aus den Klauen des Geistes, der abwechselnd wie ein abgewiesener Liebhaber stöhnt, wie ein Kindermädchen züchtigt oder sich wie unzählige Mütter von Teenagern der Verzweiflung hingibt. Die Stimme kann nur zum Schweigen gebracht werden, indem Julia sich den Erwartungen der Gesellschaft unterwirft und ihr Begehren durch ein christliches Gefühl der Scham zügelt. »Die heilige Familie!«, jubelt die Stimme, nachdem Julia geheiratet hat und ihr bürgerliches Schicksal besiegelt scheint. Doch der Geist täuscht sich, wenn er glaubt,dass die neue Rolle als Frau und Mutter Julia in Schach halten wird.
Klage um Julia ist eine düster-komische Geschichte des Erwachsenwerdens innerhalb der Zwänge des 20. Jahrhunderts. Ergänzt durch eine Auswahl albtraumhafter Kurzgeschichten bietet der Band einen tiefen Einblick in Susan Taubes' groteske Welt, die bis heute nichts an Originalität und Wirkmacht verloren hat.
Klage um Julia ist eine düster-komische Geschichte des Erwachsenwerdens innerhalb der Zwänge des 20. Jahrhunderts. Ergänzt durch eine Auswahl albtraumhafter Kurzgeschichten bietet der Band einen tiefen Einblick in Susan Taubes' groteske Welt, die bis heute nichts an Originalität und Wirkmacht verloren hat.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Rose-Marie Gropp ist begeistert von den Erzählungen Susan Taubes', die nun endlich auf Deutsch vorliegen, wobei die besprochene Veröffentlichung einer englischsprachigen Ausgabe aus dem Jahr 2023 entspricht - entstanden sind sie wohl in den den frühen 1960ern, in einer Zeit, in der Taubes unter Eheproblemen litt und andere persönliche und berufliche Krisen zu bewältigen hatte. Gropp geht auf einige der Erzählungen näher ein, "Klage um Julia", die Titelgeschichte, dreht sich zum Beispiel um eine Frau, die eine gesicherte Existenz führt und doch in den Abgrund blickt, der Erzähler ist ein Geisterwesen. Es geht um Identitätskonflikte und andere Abgründe, weitere Erzählungen drehen sich etwa um Vater-Tochter-Konflikte mit blasphemischen Implikationen sowie surrealistische Überschreitungen: Für Gropp sind viele von Taubes' Erzählungen "Schnitte ins Fleisch der patriarchalen Ordnung". Alles ziemlich toll und eine echte Entdeckung, so das Fazit.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Die universellen, über die Geschlechterrollen hinausgehenden Eigenschaften ihrer Figuren, die gleichzeitig die individuelle Situation der Frau nicht verraten, machen ihren Roman und ihre Erzählungen dabei so interessant.« - Fokke Joel Fokke Joel taz online 20250107







