Birmingham, Silvesternacht. Noch immer trauert Benjamin seiner Jugendliebe Cicely nach, die vor über zwanzig Jahren spurlos verschwand. Als sich sein verheirateter Bruder Paul, ehrgeiziges Mitglied des englischen Parlaments, in die junge Malvina verliebt, müssen sich beide Brüder den Fragen stellen, vor denen sie so lange davongelaufen sind.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Jonathan Coes Spezialität, so die Rezensentin Felicitas von Lovenberg, sind mit mittelmäßiger Klugheit, mittelmäßiger Attraktivität und mittelmäßigem Charme ausgestattete Mittelschichtler. Dieses Talent hat er schon in "Erste Riten", das eine Gruppe von Freunden in den Midlands der Siebziger Jahre porträtiert, unter Beweis gestellt und es kommt auch im Folgeroman "Klassentreffen", der dieselben (aber um einige Illusionen ärmere) Charaktere zwanzig Jahre später einfängt, zum Tragen. Vor einer gewissen Zähigkeit kann dieses Talent jedoch nicht bewahren, eine Zähigkeit, die vermutlich mit Zahl und Vernetzung der Handlungsstränge zusammenhängt, über die sich die Rezensentin aber kaum auslässt und sich im Folgenden lieber den guten Seiten des Romans zuwendet. Beeindruckend findet sie etwa, wie es Coe gelingt, eine Gleichzeitigkeit der verschiedenen Werdegänge zu konstruieren, ohne den Leser mit dieser Dichte zu erschlagen. Am besten gefallen haben der Rezensentin jedoch Coes "beklemmend lakonische" Beschreibung jener "vielsagenden Augenblicke, in denen unsere Welt versagt", etwa wenn einer der Freunde, inzwischen Journalist, auf einer Party dem hysterischen Trubel um ein unterbelichtetes Reality-Show-Pärchen beiwohnen muss und doch eine perverse Freude daran findet, diese Misere zu bezeugen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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