Ein Zweibettzimmer in einem Krankenhaus. Im einen Bett eine Schriftstellerin, die ihre unvorhergesehene Arbeitspause nützen will, um endlich Thomas Mann zu lesen. Sie wünscht sich ganz in die Welt der Tony Buddenbrook zu verlieren und wehrt sich gegen jede Ablenkung. Daneben schmökert sie in der Biografie einer berühmten Kollegin, Daphne du Maurer, die ihren Erfolg der Fähigkeit verdankt, ihr Ideen zu farbigen Romanen umzugestalten. Zwischendurch wirft sie von Zeit zu Zeit einen Blick zum Nachbarbett, zu einer jungen Türkin, die kaum Deutsch kann und auch sonst wenig Gesprächsbereitschaft zeigt. Das einzige, was die Langeweile des Krankenhausalltags unterbricht, sind die täglichen Besuche der offensichtlich verfeindeten Familienmitglieder der Türkin. Nachmittags kommen ihre Verwandten, abends der Ehemann mit seinen Angehörigen. Die Beobachtung, dass die beiden Besuchergruppen jedes Zusammentreffen vermeiden, lässt auf eine echte Familientragödie schließen, vor allem aber das hartnäcki ge Hungern der jungen Frau. Rebelliert die "kleine Fürstin" nur gegen ihren Ehemann, oder verzehrt sie sich auch noch vor Sehnsucht nach ihrem Liebhaber? Die Spekulationen der Schriftstellerin werden zum Detektivspiel, auch für die Lesenden: Wird die Beobachterin zwischen ihrer Lektüre auch in der Wirklichkeit Zeugin vom "Verfall einer Familie", oder ist es ihre blühende Fantasie, die die Literatur ins Leben hinüberspinnt?
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