Dem politischen Ehrenamt wird heute nur noch wenig Respekt entgegengebracht. Immer mehr Akteure streichen frustriert die Segel: Pöbeleien, Drohungen, Angriffe und mangelnde Wertschätzung sind oft der Lohn für anspruchsvolle, aber unbezahlte Aufgaben in Kommune und Kreis. Wer setzt sich dem noch freiwillig aus? Marco Pagano, früherer Bezirksbürgermeister in Köln-Kalk, schreibt offen und schonungslos über diese Herausforderungen und erzählt, warum er es trotzdem noch einmal wagen würde. Zeitmangel, schwierige Verwaltungsprozesse, fehlende Achtung in der Gesellschaft, überzogene Erwartungshaltungen der Bürger_innen, intrigante Parteifreunde - das sind nur einige der Hürden, mit denen Pagano zu kämpfen hatte. Offen, ehrlich und selbstkritisch regt er daher zu einem Perspektivwechsel an. Es fehlt am Verständnis dafür, wie demokratisch legitimierte Politik im Kleinen funktioniert und an welche Grenzen Kommunalpolitiker_innen häufig stoßen. Ohne sie, die Ehrenämtler_innen in Politik, Sport, Kultur und Gemeinde, funktioniert kein Gemeinwesen. Denken wir mal darüber nach!
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Rüdiger Soldt dankt dem ehrenamtlichen Kommunalpolitiker Marco Pagano für eine Innenperspektive aus dem Leben eines Sozialdemokraten, der zum "Freiwild" für unzufriedene Bürger wurde. Das Sinnentleerte und Ernüchternde seiner Arbeit schildert der Autor laut Soldt lebensnah. Wie Demokratie, Kompromissbereitschaft und die Bindung an die Ideale der Aufklärung in der Gesellschaft Stück für Stück schwinden, macht Pagano eindringlich deutlich, findet Soldt. Strukturell hat der Band laut Soldt Mängel, und auch der manchmal allzu parteipolitische Ton wäre nicht nötig gewesen, meint der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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