Winter Wonderland? Nicht bei Simon Beckett...
Die verschneiten Berge Cumbrias bilden das Setting des neuesten David-Hunter-Krimis, auf den Fans mehrere Jahre warten mussten. Und hat sich das Warten gelohnt? In meinem Fall… ja, schon irgendwie, aber…
Mit einem wohligen Schaudern
denke ich dran zurück, wie ich atemlos auf der Couch saß und völlig versunken war in den Fall, in dem er…mehrWinter Wonderland? Nicht bei Simon Beckett...
Die verschneiten Berge Cumbrias bilden das Setting des neuesten David-Hunter-Krimis, auf den Fans mehrere Jahre warten mussten. Und hat sich das Warten gelohnt? In meinem Fall… ja, schon irgendwie, aber…
Mit einem wohligen Schaudern denke ich dran zurück, wie ich atemlos auf der Couch saß und völlig versunken war in den Fall, in dem er auf der Hebrideninsel Runa ermittelte oder als er in den USA auf der sogenannten „Body Farm“ unterwegs war - Fälle (und Bücher), die Maßstäbe gesetzt haben für eine ganze Generation von Thrillerautoren. Gemessen daran muss ich leider sagen, dass der neue Fall an diese außergewöhnlichen Thriller nicht heranreicht (zumindest in meinen Augen).
Was aber immer noch heißt, dass „Knochenkälte“ ein echt gutes Buch ist! Der Ton, das Setting und die Verwicklungen sind gut ausgearbeitet und beschrieben, so dass man wie immer in Becketts Büchern mittendrin ist und einem der eisige Wind förmlich um die Ohren pfeift, wenn man mit David Hunter in der winterlichen Fichtenplantage mitten im Nirgendwo unterwegs ist. Auch der Fundort der Skelette in den Wurzeln der Bäume ist eine neue Perspektive, die ich so noch nicht gelesen habe. Und sind wir mal ehrlich - wie schwer ist es für Thrillerautoren, immer wieder neue Ideen zu entwickeln, möglichst spektakulärer als bisher und die Leser immer wieder zu überraschen?
Am meisten hat mich Simon Beckett diesmal ehrlich gesagt mit dem Anfang der Geschichte überrascht - ich sag nur: das Schaf ohne Beine. Das war für seine Verhältnisse ein ziemlich amüsanter Einstieg in den Roman, der dann aber schnell zur gewohnten Ernsthaftigkeit fand.
Aus irgendwelchen Gründen konnte mich dieser Fall jedoch nicht so fesseln wie die vorherigen. Ich bin mit den Figuren nicht so richtig warm geworden (die einzige Ausnahme war Max - aber wer könnte einem jungen Labrador auch widerstehen?). Selbst bei Nisha hatte ich immer ein kleines Distanzgefühl (vielleicht hatte ich auch unterschwellig immer den Verdacht, dass keiner der Protagonisten am Ende so ist, wie er/sie am Anfang wirkt…) und auch Hunter selbst war für mich diesmal etwas „blass“. Eine wirklich neue Entwicklung in seiner Person habe ich in diesem Buch nicht gesehen und das hat mich irgendwie ein wenig enttäuscht.
Aber letztendlich muss man sagen - das ist Jammern auf ziemlich hohem Niveau, denn der Fall um die in den Baumwurzeln eingewachsenen Knochen ist spannend, clever konstruiert und atmosphärisch geschildert. Natürlich schrammt Hunter auch diesmal wieder knapp am sicheren Tod vorbei und vollbringt schier Übermenschliches, um die Personen um sich herum zu retten. Genau so, wie es seine Fans lesen wollen.
Deshalb empfinde ich diesen 7. Band der Reihe als routiniert geschriebene Fortsetzung, die diesmal durch das winterliche, abgeschottete Setting in einem kleinen Dorf in den Bergen Cumbrias besticht. Punkten kann der Autor bei mir mit einem cleveren und komplexen Plot, der am Ende viele Fäden zusammenlaufen lässt und einigen Anflügen von Humor, die mir in seinen früheren Romanen nicht so aufgefallen sind. Mit der Charakterentwicklung des Protagonisten war ich jedoch nicht so zufrieden, da hätte ich mir mehr Dynamik erhofft.
Alles in allem ist der Roman für mich eine gute, aber keine herausragende Fortsetzung der Reihe. Im nächsten Band wünsche ich mir da mehr - oder aber einen würdigen Abschluss, denn vielleicht wäre es auch an der Zeit, neue Wege zu gehen und David Hunter zu verabschieden, wenn seine Geschichte nahezu auserzählt ist.