Zustände wie im alten verglichen mit Zuständen wie im neuen Rom. Könnte Köln sein. Die Stadt, in der wir leben, die komplett von Menschen gemachte Welt, das hat Andreas Neumeister schon immer interessiert. In seinem neuen Buch nimmt er urbane und pseudo-urbane Architektur in den Blick, sei es nun in München, Mexiko-Stadt, in der stadtähnlichen nordamerikanischen Provinz, in Los Angeles, Moskau oder Reykjavík.Bewachte Siedlungen, Trailer Parks, Event-Wohnen, Pinselsanierung, Architectural Correctness: von den Hütten zwischen Stadtautobahnschleifen zu den Palästen in zentraleren Lagen. Wie spiegelt sich Politik in Gebäuden? Wie modern kann eine faschistische Parteizentrale aussehen? Bilbao-Effekt klingt gut, Wohlfühlbahnhof noch besser. Wen vereinnahmt die Stadt? Und wen spuckt sie wieder aus? Wem gehört die Straße zwischen all den Gebäuden, die in Stadtzentren seltsam autistisch herumstehen? Andreas Neumeister fällt erzählend mit der Tür ins Haus, zoomt mitten hinein in die deutsche "gemuetlichkeit", durchmißt Straßenfluchten, Megastädte und Stadtrandwahnsinn. Architektur als "gefrorene Musik", als sichtbare Geschichte: für die Geschichte gebaut oder für "real-lebende, original-echte Bewohner"?
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Etwas "eigentümlich Positivistisches" hat Andreas Neumeisters Buch "Könnte Köln sein" für Rezensent Martin Krumbholz an sich. Als Roman will er das Werk nicht durchgehen lassen, auch wenn es sich im Untertitel zu einem solchen erklärt. Das Buch scheint ihm gewissermaßen aus der "Google-Earth-Perspektive" geschrieben. Es zoome sich die Welt heran, berichtet über Städte wie Rom, Paris, New York, Berlin, Frankfurt und irgendwann auch über Köln. Dieser Reise zu folgen findet Krumbholz bisweilen durchaus mühsam. Ein Roman ist das Buch seines Erachtens nicht, weil dem Buch der "individuelle Blick" fehlt, der die diversen Schauplätze nach einem Sichtungsprinzip einfangen würde. Zwar bescheinigt er dem Buch hin und wieder "Pointierungen und Anflüge von Humor". Insgesamt aber ist Krumbholz nicht recht zufrieden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Als Baustelle konzipiert, unfertig und provisorisch, spaziert Könnte Köln sein auf Umwegen, aber nie langweilig mit abrupten Orts- und Textsortenwechseln leichtfüßig durch mehrfach vermittelte, verwinkelte Denkgebäude, um en passant historische, soziale und politische Zusammenhänge von Urbanität und Architektur freizulegen.« Alexander Müller Frankfurter Allgemeine Zeitung







