Berlin als 'Gründer-Zentrum' des nationalen Gedächtnisses bildete zugleich das Sprungbrett für Forschungsreisen und ethnographische Unternehmungen. Der Band rekonstruiert die Verflechtungen zwischen kolonialen, wissenschaftlichen und kulturellen Diskursen in ihren konstituierenden Grundzügen. Als Archäologie einer "Gründerzeit" leistet er damit einen Beitrag zur Erhellung der kulturellen Nachwirkungen und Folgen des deutschen Kolonialismus in Wissenschaft, Literatur und Medien."Ein aufschlußreicher Sammelband einer Berliner Forschergruppe über "Literatur, Medien, Wissenschaft in der deutschen Gründerzeit des Fremden" bietet jetzt der Diskussion (zum kolonialen Erbe des Postkolonialismus) reiches Anschauungsmaterial und kluge Argumente. In zwölf Beiträgen erkundet er exotische Maskenspiele bei Döblin, Kolonialdiskurse bei Kafka, Sammeln und Erzählen bei Frobenius, Landschaftsschilderungen aus 'Deutsch-Süd-West', Südseeträume aus Samoa, Tropenkoller in der Medizin, Kolonialpolitik in der wilhelminischen Vergnügungskultur, deutsche Dichter und Ingenieure am Suez-Kanal und manches mehr." FAZ
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Um auf die "fundamentale Bedeutung" des Kolonialismus "für die Genese der europäischen Moderne" hinzuweisen, verweist Felix Axster auf die These des Theoretikers Robert Young, dass womöglich das gesamte "produzierte Wissen" im Europa der vergangenen Jahrhunderte "als Spielart des kolonialen Diskurses zu dechiffrieren sei". Gerade in Deutschland wurde dieser Vermutung abgetan mit dem Verweis auf die gerade mal dreißigjährige Episode des deutschen Kolonialismus. Alexander Honold und Oliver Simon widmen sich in ihrem Band "Kolonialismus als Kultur" dem Aufspüren verschütt gegangener "kolonialer Spuren" in Deutschland und entdecken auch dort Hinweise, wo "Kolonialismus auf den ersten Blick nicht vermutet wird", so Axster. An Beispielen wie dem "Tropenkoller" oder der Erzählung Kafkas "In der Strafkolonie" werde gezeigt, dass diese Spuren nicht als "Marginalien" abgetan werden dürfen, sondern eher einen akademischen Diskurs "in größerem Maßstab" erfordern, resümiert der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH







