„Kreidemord“ ist der Titel des neuen Rügen-Krimis von Katharina Peters. Der 14. Fall verlangt von Kommissarin Romy Beccare, ihrem Team und ihrem Ehemann Jan Riechter einiges ab, denn er ist sehr persönlich. Die Leserschaft erwartet ein spannender Krimi mit vielen Verdächtigen und mindestens genauso
vielen möglichen Motiven.
Aber von vorn.
Im Kreidemuseum in Gummanz auf Rügen wird eine Leiche…mehr„Kreidemord“ ist der Titel des neuen Rügen-Krimis von Katharina Peters. Der 14. Fall verlangt von Kommissarin Romy Beccare, ihrem Team und ihrem Ehemann Jan Riechter einiges ab, denn er ist sehr persönlich. Die Leserschaft erwartet ein spannender Krimi mit vielen Verdächtigen und mindestens genauso vielen möglichen Motiven.
Aber von vorn.
Im Kreidemuseum in Gummanz auf Rügen wird eine Leiche gefunden. Die Frau kniete vor der Buddelkiste, an diese war sie so gefesselt worden, dass ihr Gesicht tief in der Kreide steckte und sie qualvoll erstickte. Nach dem DNA-Abgleich ist klar, dass es sich bei der Toten um eine ehemalige Polizistin handelt, die unter falschem Namen lebte. Karola Passau hieß eigentlich Julia Schorrer und vor 12 Jahren war gegen sie und drei Kollegen wegen des Korruptionsverdachts ermittelt worden. Das Quartett hat nach Auffassung der Ermittlungsbehörden Aufträge aus der Organisierten Kriminalität angenommen, unter anderem hatten sie Termine von Razzien verraten, dazu bei Identitätsdiebstählen und der Beschaffung von Waffen geholfen und auch Interna zu hochrangingen Beamten weitergegeben. Zwei der damals verdächtigen Beamten sind tot, sie wurden möglicherweise schon vor zwölf Jahren ermordet. Julia Schorrer war davongekommen, jetzt ist sie ebenfalls tot. Pikant an diesem Fall ist, dass sie eine Affäre mit Romy Beccares Mann, Hauptkommissar Jan Riechter hatte, der seinerzeit gegen sie ermittelte. Kurz nachdem Romy und ihr Team mit ihren Ermittlungen beginnen, tauchen Fotos und Videos von Jan und Julia auf. Und diese zeigen die beiden nicht nur in sehr vertrauten, sogar intimen Situationen, sie sind auch neueren Datums. Jan beteuert, dass er Julia seit über zehn Jahren nicht gesehen hat. Will ihm jemand mit Fälschungen schaden? Wenn ja, wer und warum? Und welche Bedeutung hat ihr Tod in der Kreidekiste?
Es ist wie das Treffen mit alten Bekannten, wenn man Katharina Peters‘ Romy Beccare-Krimis liest. Ihr Team ist aus den Vorgänger-Bänden bekannt: Maximilian Breder, Marco Buhl und Finn Maurer bilden zusammen mit der Kommissarin ein Team, auf das Romy sich verlassen kann. Neu ist hingegen Gregor Reymann. Der Hauptkommissar ist Anfang 50 und ihm eilt ein eher schlechter Ruf voraus, was dazu führt, dass Romy manches, was er sagt und vorschlägt, von vornherein ablehnt, obwohl es eigentlich Hand und Fuß hat. Jan Riechter bezeichnet Reymann als „richtigen K**zbrocken“, der „auf der Beliebtheitsskala immer ganz unten“ steht. Die Charaktere sind gründlich ausgearbeitet. Allerdings haderte ich ein wenig mit Romy und ihrem Verhältnis zu Reymann. Natürlich sind auch Polizeibeamt:innen Menschen, aber bei so viel Abneigung scheint die Professionalität zu leiden. Der neue Kollege wirkt zwar äußerst unsympathisch, aber durchaus kompetent. Nach und nach fügt er sich besser ins Team ein und ich vermute, nach einigen Dienststellenwechseln ist er gekommen, um zu bleiben.
Sprachlich ist das Buch wie ich es von der Autorin gewöhnt bin: ruhig, unblutig und flüssig zu lesen. Der Spannungsbogen wird nach ein paar Längen am Anfang gekonnt aufgebaut und die Lösung des Falls beinhaltet einige Überraschungen. Aktuelle Themen wie „Fake News“ und Manipulation von Video- und Bildmaterial werden in dem Fall aufgegriffen. Vertrauen spielt eine große Rolle, denn die Ehe von Romy und Jan wird auf eine harte Probe gestellt und Romy muss auch erst einmal ausloten, was sie von Reymann zu halten hat. Das Lokalkolorit kommt für mich ein bisschen kurz, das Kreidemuseum samt Buddelkiste gibt es jedoch wirklich, das Museum ist in Europa einzigartig. Abgesehen davon könnte die Handlung überall sonst spielen.
Ich habe das Buch gern gelesen und gern mitgerätselt. Man kann es ohne Vorkenntnisse aus den anderen Teilen lesen, ich empfehle aber, wie so oft, diese auch zu lesen, denn vor allem die zwischenmenschlichen Aspekte werden klarer, wenn man die Entwicklung der Charaktere mitverfolgt hat. Von mir eine klare Lese-Empfehlung und fünf Sterne.