Wolfgang Krolows Fotografien sind längst fester Bestandteil einer Ikonografie Kreuzbergs in den rebellischen 70er- und 80er-Jahren. Doch sein Blick ging weit über den Heimatkiez hinaus. Der vorliegende Band stellt erstmals eine breite Werkauswahl des großen sozialkritischen Fotografen vor.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Nicht nur aus Nostalgiegründen ist das laut Rezensent Christoph Wimmer ein tolles Buch, das die Herausgeber Sigrid Heger, Andreas Homann und Rainer Wendling hier zusammengestellt haben. Es versammelt Fotografien, die Wolfgang Krolow in den 1970ern und 1980ern in Kreuzberg geschossen hat, lange vor der gegenwärtigen Gentrifizierung, also in einer Zeit, in der der Stadtteil von maroder Bausubstanz, Hausbesetzungen und einer vielfältigen Bevölkerungsstruktur geprägt wurde. Die Bilder betrachtend erinnert sich Wimmer an politische Kämpfe und auch die Unterscheidung zwischen dem eher bürgerlichen SO 61 und dem ehemals rauen SO 36, der heruntergerockten mauernahen Gegend, die nach dem Willen der damaligen Politik einer Autobahn weichen sollte. Auch wenn heute zum Beispiel am Oranienplatz alles ziemlich anders ausschaut als zu Zeiten dieser mit unaufdringlicher Zugewandtheit erstellten Fotos, kann man doch, freut sich der Rezensent, Verbindungen ziehen zwischen der politisierten Zeit damals und Zeichen von Widerstand gegen staatliche Autoritäten, die auch heute noch im Straßenbild auffindbar sind. Insgesamt also ein Buch, das den utopischen Aspekt von Urbanität sichtbar hält, so das enthusiastische Fazit.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH







