Was bedeutet Krieg in unserer Zeit? Die Angst vor einem großen Krieg ist nach Europa zurückgekehrt. Die Kriege in der Ukraine wie im Mittleren und Nahen Osten lassen zweifeln, ob das 20. Jahrhundert tatsächlich als ein «kurzes Jahrhundert» 1989/90 zu Ende gegangen ist - oder nicht vielmehr auf unheilvolle Weise andauert. Wir sehen uns konfrontiert mit ungeahnten Formen der Gewalt, mit Konflikten, die uns nahe rücken. Der Krieg ist ganz und gar nicht verschwunden; er hat nur eine neue Gestalt angenommen. Herfried Münkler zeichnet die kulturelle wie politische Evolution der Gewalt von den…mehr
Die Angst vor einem großen Krieg ist nach Europa zurückgekehrt. Die Kriege in der Ukraine wie im Mittleren und Nahen Osten lassen zweifeln, ob das 20. Jahrhundert tatsächlich als ein «kurzes Jahrhundert» 1989/90 zu Ende gegangen ist - oder nicht vielmehr auf unheilvolle Weise andauert. Wir sehen uns konfrontiert mit ungeahnten Formen der Gewalt, mit Konflikten, die uns nahe rücken. Der Krieg ist ganz und gar nicht verschwunden; er hat nur eine neue Gestalt angenommen. Herfried Münkler zeichnet die kulturelle wie politische Evolution der Gewalt von den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart nach - und plädiert für eine echte geopolitische Strategie, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Ein Buch, das uns die neuen Formen der Gewalt und die Welt von heute begreifen lässt.
Herfried Münkler, geboren 1951, ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität und eine unverzichtbare, prägende Stimme in den Debatten unserer Gegenwart. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke, etwa 'Imperien', 'Die Deutschen und ihre Mythen', 'Der Große Krieg' oder 'Die neuen Deutschen' (mit Marina Münkler), allesamt Bestseller. Zuletzt erschien 'Welt in Aufruhr', das ebenfalls lange auf der 'Spiegel'-Bestsellerliste stand. Herfried Münkler wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung, dem Carl Friedrich von Siemens Fellowship, dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch.
Rezensionen
buecher-magazin.deHerfried Münkler hatte sich um die Jahrtausendwende mit seinen Thesen über die "neuen Kriege" einen Namen gemacht. Wer wissen will, was zehn Jahre später - nach den Konflikten im Irak, in Afghanistan, in der Ukraine oder in Syrien - daraus geworden ist, greift zum neuen Buch des Politikwissenschaftlers. Wie damals ist er überzeugt, dass Staaten das Monopol der Kriegsführung verloren haben, dieses stünde unter dem Einfluss von Warlords und globalen Terrornetzwerken. Münkler sieht außerdem eine weitere besorgniserregende Entwicklung kommen: die Entstehung von "hybriden" Konflikten. Wie in der Ukraine würden diese sowohl in die Kategorie "Bürgerkrieg" passen als auch zwischenstaatliche Auseinandersetzungen mit sich bringen. Passend zum Titel "Kriegssplitter" zeigt das Buch verschiedene Aspekte des Themas: die Lektionen aus der Geschichte der Weltkriege, die veränderten Auffassungen von Heldentum und Opferbereitschaft oder den Cyberkrieg. Münkler liefert kein Standardwerk mit neuen Erkenntnissen, aber ein Kaleidoskop seiner Analysen über dies und jenes. Wiederholungen und wissenschaftlicher Jargon gehören leider dazu, aber auch anregende Argumente, zum Beispiel über die Rolle der Medien im modernen Kriegsgeschehen.
Gerhard P. Groß hebt hervor, wie anregend die neue Studie von Herfried Münkler gerade durch ihr "Wildern" auf historischem Gebiet wirkt. Wie der Politikwissenschaftler Münkler in drei Essays Facetten der Gewalt und heutiger wie künftiger Geopolitik in den historischen Kontext einordnet und so Entwicklungen sichtbar macht, findet er schlicht großartig. Der Fokus liegt laut Rezensent auf der Ukraine, auf Syrien und Irak und eröffnet dem Leser über den Blick auf den Untergang des Osmanischen Reichs, des Habsburgerreichs und auf Russlands misslungene politische Neuordnung neue Perspektiven. Auch wenn vieles im Buch Groß schon aus früheren Arbeiten des Autors bekannt ist, als um die Analyse der Weltkriege erweiterte Synthese von Münklers Schaffen überzeugt ihn das Buch auf ganzer Linie.