Literatur ist für Gilles Deleuze ein beständiges und nicht abschließbares Werden, ein Prozess, der sich fundamental von allen Formen der Nachahmung einer gegebenen Wirklichkeit unterscheidet. Folgerichtig stellt er in diesen Texten u. a. zu Lewis Caroll, Beckett, Sacher-Masoch, Whitman, Melville, aber auch Philosophen wie Kant, Heidegger, Nietzsche und Spinoza keine »Literaturtheorie« oder »seine« Literaturtheorie dar. Scheinbar naiv und realistisch wird Literatur hier als etwas für das wirkliche Leben eminent Wichtiges begriffen, das unmittelbar Gesundheit und Krankheit des Lesers wie des Schriftstellers betrifft und das in innigem Zusammenhang mit dem Philosophieren steht.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Nach Florian Vetsch charakterisiert Gilles Deleuze Literatur als "Zustand der Gesundheit"; die delirierende Sprache des Schriftstellers verfalle nicht dem Schweigen, sondern werde im Gegenteil beredt. Diese Definition schickt Deleuze einer kleinen Aufsatzsammlung voraus, in der er sich ausschließlich mit "Problemen des Schreibens" befasst und sich diesbezüglich den Arbeiten der unterschiedlichsten Autoren zuwendet: von Platon bis Kant, von Walt Whitman bis zu Samuel Beckett. Zu einem der schönsten Essays zählt für Vetsch derjenige über T.E. Lawrence, den Verfasser des "Lawrence von Arabien": Deleuze sehe bei Lawrence eine von Anfang an zum Scheitern verurteilte "Projektionsmaschine" am Werk, zitiert Vetsch den Autor: "politisch, erotisch, künstlerisch". Auf den 15 Seiten über Lawrence erfahre man mehr über einen Autor, schwärmt der Rezensent, als in mancher dicken Biografie. Beweis für ihn, dass dessen Aufsätze mehr als Sekundärtugenden aufweisen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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