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»Bruno Latour riet mir: Es ist wichtig, Nikolaj Schultz zu lesen. Er hatte recht.« Hans Ulrich Obrist
Hitzewelle in Paris. Nachts liegen die Menschen schlaflos in verschwitzten T-Shirts unter ihren Zinkdächern. Soll man nicht besser die Klimaanlage anschalten? Oder macht das alles noch schlimmer? Und was ist eigentlich mit dem billigen T-Shirt, das über Tausende Kilometer nach Europa geschafft wurde? Der Autor bekommt Panik, will den Temperaturen und seinem schlechten Gewissen entfliehen. Er macht sich auf nach Porquerolles. Doch auch die Insel ist nicht länger unberührt, sondern ein…mehr

Produktbeschreibung
»Bruno Latour riet mir: Es ist wichtig, Nikolaj Schultz zu lesen. Er hatte recht.« Hans Ulrich Obrist

Hitzewelle in Paris. Nachts liegen die Menschen schlaflos in verschwitzten T-Shirts unter ihren Zinkdächern. Soll man nicht besser die Klimaanlage anschalten? Oder macht das alles noch schlimmer? Und was ist eigentlich mit dem billigen T-Shirt, das über Tausende Kilometer nach Europa geschafft wurde? Der Autor bekommt Panik, will den Temperaturen und seinem schlechten Gewissen entfliehen. Er macht sich auf nach Porquerolles. Doch auch die Insel ist nicht länger unberührt, sondern ein überlaufenes Touristenziel. Im Sommer ist das Wasser knapp. Die ikonische Plage d'Argent wird von den Einheimischen nur noch »Bakterienstrand« genannt - wie in einem Prozess der umgekehrten Alchemie wird aus Schönheit Schmutz, aus Silber Dreck.

Nikolaj Schultz' Erlebnisse und Begegnungen werfen existenzielle Fragen auf: nach der Verantwortung jeder und jedes Einzelnen, nach ethischer und ökologischer Orientierung im Anthropozän. Seine Antworten sind nicht immer tröstend, aber er findet Einsichten und einen Ton, der ihn zur Stimme einer Generation machen könnte.
Autorenporträt
Nikolaj Schultz, geboren 1990 in Aarhus, ist Soziologe. Er forscht an der Universität Kopenhagen und war bis zu dessen Tod einer der engsten Mitarbeiter Bruno Latours. Gemeinsam publizierten sie in der edition suhrkamp Zur Entstehung einer ökologischen Klasse. Ein Memorandum (2022). Michael Bischoff, geboren 1949, studierte Mathematik und Soziologie und war Wissenschaftslektor im Suhrkamp Verlag. Seit 1977 übersetzt er Literatur aus dem Französischen und Englischen, u.a. von Émile Durkheim, Michel Foucault, Isaiah Berlin und Richard Sennett. Dipesh Chakrabarty, geboren 1948 in Kolkata, ist Lawrence A. Kimpton Distinguished Service Professor für Geschichte an der University of Chicago und Gründungsmitglied des berühmten Subaltern-Studies-Kollektivs. Mit seiner These von der 'Provinzialisierung Europas' hat er die Geschichtswissenschaft der letzten Jahrzehnte maßgeblich geprägt. Chakrabarty ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und der Australian Academy of the Humanities. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2014 den Toynbee-Preis, der an einen herausragenden Vertreter der Globalgeschichte verliehen wird, und 2019 den Tagore Memorial Prize. Luisa Neubauer, geboren 1996, ist Klimaschutz-Aktivistin und Publizistin. Sie ist eine der Hauptorganisatorinnen von Fridays for Future in Deutschland.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Anschaulich verbindet der in Paris lebende dänische Soziologe Nikolaj Schultz in seinem Essay "Landkrank" persönliche Eindrücke und grundlegende Einsichten zur drohenden ökologischen Krise zu einer eingehenden literarisch-theoretischen Selbstbefragung, findet Rezensent Otto Langels. Eine unerträgliche Hitzewelle in Frankreichs Hauptstadt, wie sie mittlerweile keine Seltenheit mehr sind, wird dabei zum Ausgang für Reflexionen über die globale Verflechtung von Konsumption und Umweltzerstörung, dem Wunsch nach einer Flucht in eine intakte Welt und der weiteren Destabilisierung von Ökosystemen, die mit dem Massentourismus einhergeht. Eindrücklich plädiert Schultz, wie auch schon in seinem gemeinsam mit Bruno Latour verfassten Manifest, für eine Politik, deren erstes Ziel das Aufhalten der Klimakrise ist, und für eine "ökologische Klasse", die dies erkämpft. Für den Rezensenten lässt er es dabei an Konkretion vermissen, sodass der deprimierende Effekt seiner kritischen Reflexionen überwiegt. Nichtsdestotrotz zeigt Langels sich angetan von diesem politisch wichtigen Essay.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Die Verletzlichkeit des Individuums und seine unvermeidbare Verstrickung in diese Katastrophe steht einem nach der Lektüre schmerzhaft klar vor Augen. Was dieses schmale Büchlein aber vor allem bemerkenswert macht, ist, dass es eine Sprache findet für die seltsamen ... und manchmal widersprüchlichen emotionalen Zustände, die diese planetare Krise auslöst.« Julia Allison Simmons DIE ZEIT 20240315