Als Gast bei den arabisch-jüdischen Hausbesitzern in Haifa am Ende des Zweiten Weltkriegs fühlt sich Becky nicht wirklich wohl. Immer hört man alles und jeden durch die dünnen Wände, und womöglich stammen die Läuse auf dem Kopf ihres Jungen ja tatsächlich von den Schaffellen der Gastgeberfamilie, auf denen er so gerne sitzt. Auch das ständige Kartenspielen ihres Mannes behagt ihr nicht. Und dann liegt eines Abends auch noch ein betrunkener britischer Soldat auf der Türschwelle, der sich bald dafür entschuldigen wird und die Familie teilhaben lassen will an seiner Obsession: Detailversessen kopiert er Rembrandts Bild »Die Landschaft mit den drei Bäumen « ...
Ein halbes Jahrhundert später, in der Novelle Stromkastenbrände, ist immer noch Krieg, diesmal der Golfkrieg. Und auch jetzt, in einem Mietshaus in Tel Aviv, will sich so etwas wie Heimat nicht einstellen. Der Stromkasten fängt Feuer, und Sofie Jakov, die ältere Dame aus dem obersten Stockwerk, überlebt den Brand nicht. War es ein Kurzschluß, oder steckt der Junge aus den besetzten Gebieten, der einmal das Treppenhaus gewischt hat, dahinter? Unterschiedlich in Ton und Atmosphäre, zeigen die beiden Novellen mit einem ebenso gelassenen wie genauen Realismus, mit einer unbestechlichen Sympathie für die Verwerfungen und Verstrickungen der Figuren, wie sehr und wie hinterhältig die politischen Konflikte sich in das Leben des einzelnen einschreiben.
Ein halbes Jahrhundert später, in der Novelle Stromkastenbrände, ist immer noch Krieg, diesmal der Golfkrieg. Und auch jetzt, in einem Mietshaus in Tel Aviv, will sich so etwas wie Heimat nicht einstellen. Der Stromkasten fängt Feuer, und Sofie Jakov, die ältere Dame aus dem obersten Stockwerk, überlebt den Brand nicht. War es ein Kurzschluß, oder steckt der Junge aus den besetzten Gebieten, der einmal das Treppenhaus gewischt hat, dahinter? Unterschiedlich in Ton und Atmosphäre, zeigen die beiden Novellen mit einem ebenso gelassenen wie genauen Realismus, mit einer unbestechlichen Sympathie für die Verwerfungen und Verstrickungen der Figuren, wie sehr und wie hinterhältig die politischen Konflikte sich in das Leben des einzelnen einschreiben.
"Kenaz ist ein begnadeter Schriftsteller!" (Philip Roth)
"Kenaz kann alles. Er wischt sich selbst völlig aus und ist nur präsent im Erzählrhythmus seines Romans, der nie Eile hat, sondern das Tempo dem tatsächlichen Ablauf anpaßt." (FAZ)
"Kenaz kann alles. Er wischt sich selbst völlig aus und ist nur präsent im Erzählrhythmus seines Romans, der nie Eile hat, sondern das Tempo dem tatsächlichen Ablauf anpaßt." (FAZ)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als israelische Version der "Lindenstraße" bezeichnet Ingeborg Harms die Erzählung "Stromkastenbrände", eine von zwei in einem Band zusammengefassten Novellen des israelischen Autors Jehoschua Kenaz. Nur der Umstand, dass sie in einem gemeinsamen Mietshaus in Tel Aviv wohnten, verbände die Protagonisten miteinander, erklärt Harms. Bislang gab es einen palästinensischen Putzmann, der sich durch Hausarrest im Gazastreifen aus dem Job gedrängt findet und von einem nicht-palästinensischen Kollegen ersetzt wird. Ein ursprünglich läppischer Vorfall, eine kleine Entscheidung, die eine ganze Kette an Ereignissen nach sich zieht, kommentiert Harms, und sich zu einer "Allegorie des arabisch-israelischen Verhältnisses" auswächst. Harms ist beeindruckt, wie es Kenaz gelingt, das schleichende Unheil, die nervöse Verfassung der Hausbewohner, ihr "existentielles Beleidigtsein" und ihre damit einhergehende politische Ignoranz einzufangen. Die vom Autor eingefügte surreale Dimension stört nach Harms eher, und auch die mit allegorischen Mitteln arbeitende zweite Titelerzählung bleibt ihrer Meinung nach etwas blass.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Jehoschua Kenaz (ist) der klügste und bedeutendste der heute lebenden und schreibenden israelischen Schrifsteller." (Die literarische Welt)
