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»Wir werden die sein, die sich wundern«: Kathrin Rögglas Roman zum NSU-Prozess
»Kein Schlussstrich!« Das war die Forderung vieler Stimmen aus der Nebenklage nach dem Urteil des NSU-Prozesses. Zu wenig wurde aufgeklärt, zu viel politisch versprochen. Was genau aber passiert mit einem Prozess, um dessen Grenzen so nachhaltig gestritten wird? Wer beobachtet die dritte Gewalt bei ihrer Arbeit, wenn es um rassistischen Terror und den Angriff auf unsere Demokratie geht? Kathrin Röggla erzählt nicht in der üblichen Vergangenheitsform von einem abgeschlossenen Fall, und sie nimmt die bewusst…mehr

Produktbeschreibung
»Wir werden die sein, die sich wundern«: Kathrin Rögglas Roman zum NSU-Prozess

»Kein Schlussstrich!« Das war die Forderung vieler Stimmen aus der Nebenklage nach dem Urteil des NSU-Prozesses. Zu wenig wurde aufgeklärt, zu viel politisch versprochen. Was genau aber passiert mit einem Prozess, um dessen Grenzen so nachhaltig gestritten wird? Wer beobachtet die dritte Gewalt bei ihrer Arbeit, wenn es um rassistischen Terror und den Angriff auf unsere Demokratie geht? Kathrin Röggla erzählt nicht in der üblichen Vergangenheitsform von einem abgeschlossenen Fall, und sie nimmt die bewusst unprofessionelle Perspektive eines »Wir« ein, das oben auf den Zuschauerrängen sitzt. Doch wer sind »wir« eigentlich, wenn jedes »Wir« durch den Prozess in Frage gestellt wird? Mit großer Genauigkeit, aber auch mit erstaunlicher Komik und Musikalität erzählt Rögglas Roman von den Rollen und Spielregeln des laufenden Verfahrens, um zu einer radikal offenen, vielstimmigen Form der Aufklärung zu kommen. Es ist ein Buch über die aktive Teilhabe all der Menschen, die das Gericht zu einem lebendigen Ort der Demokratie machen.

Der Roman »Laufendes Verfahren« war für den Deutschen Buchpreis 2023 nominiert.

Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Kathrin Röggla, geboren 1971 in Salzburg, arbeitet als Prosa- und Theaterautorin und entwickelt Radiostücke. Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis der SWR-Bestenliste (2004), dem Arthur-Schnitzler-Preis (2012) und dem Wortmeldungen-Literaturpreis (2020). Sie veröffentlichte unter anderem die Prosabücher 'Niemand lacht rückwärts' (1995), 'Abrauschen' (1997), 'Irres Wetter' (2000), 'really ground zero' (2001), 'wir schlafen nicht' (2004), 'die alarmbereiten' (2010), 'Nachtsendung. Unheimliche Geschichten' (2016) sowie gesammelte Essays und Theaterstücke unter dem Titel 'besser wäre: keine' (2013). Zuletzt erschienen ihr Roman 'Laufendes Verfahren', für den sie den Heinrich-Böll-Preis für Literatur (2023) erhielt, sowie der Essayband 'Nichts sagen. Nichts hören. Nichts sehen.' (2025). Kathrin Röggla ist seit 2020 Professorin für Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Literaturpreise: Heinrich-Böll-Preis für Literatur (2023) Österreichischer Kunstpreis für Literatur (2020) Wortmeldungen-Literaturpreis (2020) Mainzer Stadtschreiberin (2012) Arthur-Schnitzler-Preis (2012) Franz-Hessel-Preis (2010) Anton-Wildgans-Preis (2009) Solothurner Literaturpreis (2005) Internationaler Preis für Kunst und Kultur des Kulturfonds der Stadt Salzburg (2005) Förderpreis des Schillergedächtnispreises (2004) Preis der SWR-Bestenliste (2004) Bruno Kreisky Preis 2004 für das beste politische Buch Alexander von Sacher-Masoch-Preis (2001) Italo-Svevo-Preis (2001) Nossack-Förderpreis (2003) RIAS Preis (2003) New York Stipendium des Literaturfonds (2001 Reinhard Priessnitz-Preis (1995) Meta-Merzpreis (1995) Salzburger Landesliteraturpreis (1992)
Rezensionen
In Kathrin Rögglas Roman über den NSU-Prozess sieht Rezensent Julian Weber das Dokumentarische im Vordergrund. Die skandalösen Hintergründe des Prozesses kann Röggla kaum aufarbeiten, bemerkt Weber, für vieles sind die Beweise verschwunden. Sie konzentriert sich auf die Schilderung des Prozesses: Die Figuren sind "eine kritische Masse", ein "Wir", das von der Zuschauertribüne über den Prozess diskutiert, erklärt der Kritiker. Dieses, so Weber, wird zur wichtigen Instanz, vor allem um das Ungesagte, zum Beispiel das Schweigen der Hauptangeklagten zu besprechen, was Weber für einen gekonnten Kniff hält. Beobachtungen, die im Buch zunächst banal erscheinen, wie ein mit Pflaster verklebtes Hakenkreuz-Tattoo, erweisen sich später als "penibel, peinsam, oft auch unheimlich zu lesen", staunt er. Das hier ist kein "Gerichtsdrama", sondern dekliniert juristische Formalitäten durch: Keine leichte Lektüre, meint der Kritiker, und das ist auch gut so.

© Perlentaucher Medien GmbH

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

In Kathrin Rögglas Roman über den NSU-Prozess sieht Rezensent Julian Weber das Dokumentarische im Vordergrund. Die skandalösen Hintergründe des Prozesses kann Röggla kaum aufarbeiten, bemerkt Weber, für vieles sind die Beweise verschwunden. Sie konzentriert sich auf die Schilderung des Prozesses: Die Figuren sind "eine kritische Masse", ein "Wir", das von der Zuschauertribüne über den Prozess diskutiert, erklärt der Kritiker. Dieses, so Weber, wird zur wichtigen Instanz, vor allem um das Ungesagte, zum Beispiel das Schweigen der Hauptangeklagten zu besprechen, was Weber für einen gekonnten Kniff hält. Beobachtungen, die im Buch zunächst banal erscheinen, wie ein mit Pflaster verklebtes Hakenkreuz-Tattoo, erweisen sich später als "penibel, peinsam, oft auch unheimlich zu lesen", staunt er. Das hier ist kein "Gerichtsdrama", sondern dekliniert juristische Formalitäten durch: Keine leichte Lektüre, meint der Kritiker, und das ist auch gut so.

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literarisch bewundernswert [...] Rögglas Roman wird bleiben. Gießener Allgemeine 20231111