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Geboren in Frankfurt am Main, kam Helga Heil durch eine seit Generationen für die Oper begeisterte Familie schon früh mit dem Theater in Berührung. Bereits mit acht war sie Mitglied der Ballettschule Alf Bern, und mit vierzehn machte sie ihre ersten horeographien. 1950 wurde sie an den Städtischen Bühnen in Frankfurt engagiert. In ihrer langen Zugehörigkeit hat Helga Heil, neben ihrer Arbeit als Tänzerin, für Schauspiel und Oper choreographiert. Gastchoreographien gehörten ebenso zu ihrer Tätigkeit wie Assistenzen bei herausragenden Regisseuren. 1995 wurde Helga Heil Ehrenmitglied der…mehr

Produktbeschreibung
Geboren in Frankfurt am Main, kam Helga Heil durch eine seit Generationen für die Oper begeisterte Familie schon früh mit dem Theater in Berührung. Bereits mit acht war sie Mitglied der Ballettschule Alf Bern, und mit vierzehn machte sie ihre ersten horeographien. 1950 wurde sie an den Städtischen Bühnen in Frankfurt engagiert. In ihrer langen Zugehörigkeit hat Helga Heil, neben ihrer Arbeit als Tänzerin, für Schauspiel und Oper choreographiert. Gastchoreographien gehörten ebenso zu ihrer Tätigkeit wie Assistenzen bei herausragenden Regisseuren. 1995 wurde Helga Heil Ehrenmitglied der Städtischen Bühnen. 1986 machte sie sich erstmals als Autorin einer umfangreichen Bilddokumentation über vierzig Jahre Frankfurter Ballett einen Namen. 1990 erschien ihre Dokumentation über das Sachsenhäuser Brunnenfest. 1997 dann die ersten Geschichten für Jung und Alt. Seither sind es schon eine ganze Reihe. Besonders beliebt"Hallo Janine", die Geschichte einer kleinen Ballettelevin. Gefragt sind auch ihre Lesungen bei den Kleinen wie bei den Großen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2008

Ein langes Bühnenleben am Main

45 Jahre lang war sie an den Städtischen Bühnen Frankfurt engagiert, erst als Tänzerin, später auch als Ballettmeisterin. Jetzt hat Helga Heil ihre Erinnerungen aufgeschrieben.

Von Eva-Maria Magel

Im Grunde war das "Erzählcafé" schuld. Denn als Helga Heil da im Bürgerhaus saß und über die alten Zeiten am Ballett der Frankfurter Städtischen Bühnen plauderte, da stellten ihre Zuhörer so viele Fragen, dass selbst nach fast zwei Stunden noch kein Ende in Sicht war. Und als sie nach ihrem Auftritt in der Reihe des Instituts für Stadtgeschichte andauernd gefragt wurde, ob sie nicht mal die ganzen Anekdoten aufschreiben könne, da hat sich Helga Heil an die Arbeit gemacht.

Schließlich ist die ehemalige Tänzerin und spätere Ballettmeisterin, die für die Oper und das Schauspiel choreographiert hat, als die Tänzer noch regelmäßig in den Produktionen der benachbarten Sparten auftraten, eine der wenigen Zeitzeugen, die ununterbrochen, 45 Jahre lang, an den Städtischen Bühnen engagiert war. 1943 hat sie, mit gerade einmal zehn Jahren, an der Ballettschule Alf Bern in der Bockenheimer Landstraße einen Ausbildungsvertrag zur Tänzerin mit der Reichstheaterkammer abgeschlossen - damals kostete das noch etwa 25 Reichsmark im Monat Ausbildungsgeld. Mit der Fähre musste sie von Sachsenhausen über den Main zum täglichen Training, als die Brücken zerbombt waren. Eine Tasse heiße Brühe half im Winter über den fehlenden Mantel hinweg.

Solche und andere Geschichten, schlicht erzählt und mit Fotos aus Helga Heils reichhaltigem Archiv bebildert, sind in ihrer Autobiographie nachzulesen, die nun im Frankfurter Verlag Waldemar Kramer erschienen ist. Alle Fakten zum Ballett in Frankfurt zwischen 1945 und 1985 hat Heil allerdings schon 1986 veröffentlicht, in einem dicken, reichbebilderten Band. Jetzt geht es, wie es im Untertitel heißt, um "Frankfurt, das Theater und ich".

Nicht nur ältere, sondern gerade jüngere Leute, auch Neu-Frankfurter, die sich weder vorstellen können, wie die Stadt vor dem Krieg aussah, noch, dass erst 1987 die Oper gebrannt hat und die jetzige eigentlich ein Wiederaufbau ist, stellen Heil bei ihren Lesungen nun neugierige Fragen. Umso mehr, wenn sie von ihrer Freundschaft zu den Sängerstars Anny Schlemm und Anja Silja erzählt oder davon, wie die große Tänzerin und Choreographin Tatjana Gsovsky (1901-1993), die von 1959 bis 1966 parallel zu ihrer Tätigkeit an der Deutschen Oper Berlin das Ballett leitete, gern auch mal selbst Pailletten an die Kostüme legte.

1949 bestand Heil ihre Prüfung und tanzte kurz darauf bei den Städtischen Bühnen vor: Rigo de Ralton, mittlerweile 97 Jahre alt, ist einer der wenigen damaligen Solisten, die noch leben. Ein kleiner Kreis "Ehemaliger" aus Ballett, Oper und Schauspiel trifft sich ab und an, um Erinnerungen auszutauschen. Und um gemeinsam ins Theater und in die Oper zu gehen. Bis heute schaut sich Heil - als Ehrenmitglied zu den Premieren geladen - viel an, auch einige jüngere Stücke von William Forsythe kennt sie, dessen erste Jahre als Ballettdirektor sie miterlebt hat. "Impressing the Czar" hat sie sich in der Neueinstudierung dieses Jahres angesehen, wie damals die Uraufführung. Dem zeitgenössischen Tanz allerdings steht sie eher skeptisch gegenüber. Und sie selbst hat immer gerne die Tänze in Opern und Operetten gemocht, die heute meist wegfallen. Es sei denn, die Tänzer wurden "verheizt" als regungslose Staffage - darüber kann sich Heil bis heute ärgern.

"Leben ist, was uns zustößt", hat Helga Heil als Titel ihrer Erinnerungen gewählt. Das Zitat Henry Millers geht allerdings noch weiter, nämlich: "während wir uns etwas ganz anderes vorgenommen haben." Insofern passt es zu einer Tänzerin im Ruhestand, aus der eine Autorin geworden ist. Eines der ersten Bücher handelte vom "Sachsenhäuser Brunnenfest", das ihr Vater Charly Heil nach dem Krieg maßgeblich wiederbelebt hatte - bis zur Errichtung des "Frau Rauscher"-Brunnens. 1961 war Helga Heil sogar selbst die "Brunnenkönigin". Kindergeschichten, zu denen sie kleine Zeichnungen anfertigt, schreibt sie schon seit längerem.

Helga Heil liest so gut wie jede Woche aus ihren Büchern. In Kindergärten und Schulen, aber auch in Seniorenheimen. Untätig zu sein, das kann sie sich auch mit 75 Jahren einfach nicht vorstellen.

Helga Heil: "Leben ist, was uns zustößt. Frankfurt, das Theater und ich". Verlag Waldemar Kramer 2008, 103 Seiten, 14,80 Euro.

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