Wo soll`s denn hingehen? Auf Natursafari in die Uckermark, eine Zweitagesexpedition in Europas größte Höhle oder ein paar schweißtreibende Tage auf Dominica und Martinique? Zu Fuß unterwegs sein kann man auf vielerlei Art: mit Dichtern, als Feinschmecker, spontan, im Bildungsauftrag, geplagt von Durst und Blasen, zu Forschungszwecken, in Begleitung des inneren Schweinehunds. Franz Lerchenmüller hat alles ausprobiert: Vom Ostseestrand bis in die Berge Sibiriens spannt sich der Bogen seiner über 40 Wander- und Trekkingtouren. Von den Abruzzen bis ins Diamantenschürfgebiet Brasiliens, vom gemütlichen Allgäuer Käseweg bis auf die rauen 5000-Meter-Pässe in Osttibet. Und er schreibt darüber so frisch, einfühlsam und witzig, dass es einen in den Beinen kribbelt, sofort loszuziehen. Dies ist ein Buch zum Nachreisen. Vor Ort. Oder im Kopf. Und eine Anleitung zum Glücklichsein zu Fuß. Franz Lerchenmüller ist geboren im Westallgäu, zu Hause in Lübeck und unterwegs auf dem Globus. Seit fast 20 Jahren arbeitet er als Reisejournalist für verschiedene Zeitungen und das Radio. Eines hat er dabei gelernt: Zu Fuß kommt man Landschaften und Menschen immer noch am nächsten.
Für die Tasche Was ist dran am Unterwegssein zu Fuß, fragt Franz Lerchenmüller seine Leser und sich selbst und betont sicherheitshalber: "Die Liste der Ärgernisse beim Wandern ist endlos, und sie kann, nach den Gesetzen der Logik, nur in einem Plädoyer gipfeln: Bleibt gefälligst zu Hause!" Und dann zieht er los, zu Fuß hinaus in die Welt, und nimmt all jene mit, die die Liste der Ärgernisse und die Gesetze der Logik ignorieren.
"Leichtes Gepäck" heißt das Buch, in dem Lerchenmüller 42 Geschichten über das Wandern erzählt. Er spaziert entlang der Käsestraße durch das Westallgäu, auf Pfaden durch das Khumbu-Tal in Nepal, an der East Coast durch Neufundland und erwandert sich auch auf den 38 anderen Touren Schritt für Schritt die Welt. Und man merkt seinen Reportagen an, dass Lerchenmüller als Fußgänger genau die richtige Geschwindigkeit hat, um das Geschehen am Wegesrand aufnehmen zu können. Pausen macht. Menschen trifft. Kleinigkeiten notiert. "Vergessen wir nicht, dass eine Luftlinie eben nur eine Linie und kein Weg ist und: dass wir, physiognomisch gesehen, Fußgänger und Läufer sind", hat der Schriftsteller Christoph Ransmayr in "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" geschrieben. Wenn man Lerchenmüller liest, dann weiß man wieder ganz genau, was Ransmayr damit gemeint hat.
asl
Franz Lerchenmüller: "Leichtes Gepäck". Delius Klasing 2008, 19,90 Euro
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