In Berlin haben sie sich kennengelernt, in London werden sie ein Paar. Ihre Tage verbringen sie im Gerichtssaal des Old Bailey, um Anarchisten zu unterstützen, denen drakonische Haftstrafen drohen. Streiks, Hausbesetzungen, Anschläge der IRA und die harten Reaktionen der Regierung bestimmen den Alltag im Winter 1971. Schwerelos wie im Traum erkunden die beiden die Stadt. Über seine jüdische Familie weiß der Engländer (wie die Erzählerin den Gefährten nennt) nur wenig zu sagen. Jahrzehnte später, ihre Trennung liegt lange zurück, kommt der Engländer einem Familiendrama auf die Spur. Sie führt zurück ins Old Bailey: 1924, ein spektakulärer Betrugsfall, angeklagt Levy, sein Urgroßvater.
Der rastlosen Suche des anderen folgend, sie mit ihren Fragen vorantreibend, stößt die Erzählerin auf das unergründliche Wirken der Geschichte, welche die entlegensten Episoden unseres Lebens miteinander verknüpft. Der leise, nüchterne, unerbittliche Ton macht Ulrike Edschmids Romane unverwechselbar. In Levys Testament verwandelt sich die Liebende in eine Chronistin und die Intimität des Gefühls in ein Instrument der Erkenntnis.
Der rastlosen Suche des anderen folgend, sie mit ihren Fragen vorantreibend, stößt die Erzählerin auf das unergründliche Wirken der Geschichte, welche die entlegensten Episoden unseres Lebens miteinander verknüpft. Der leise, nüchterne, unerbittliche Ton macht Ulrike Edschmids Romane unverwechselbar. In Levys Testament verwandelt sich die Liebende in eine Chronistin und die Intimität des Gefühls in ein Instrument der Erkenntnis.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensentin Anke Dörsam hat ein Problem mit Ulrike Edschmids Poetik. Denn ihr neuer Roman um den Theaterschaffenden Brian Michaels und dessen jüdische Familiengeschichte zeige in seiner Balance aus "Festhalten und Loslassen" zwar einerseits, wie Vergangenheit zu Literatur werden könne. Beunruhigend findet Dörsam aber, wie Edschmid dabei Leerstellen in Bezug auf deutsch-jüdische Geschichte lasse und jüdische "Versehrtheit", auch die des Protagonisten, auf die Schuld der Familie und teilweise sogar auf antisemitische Topoi wie den Verrat oder den Hang zum Kriminellen zurückführe. Auch bei einem Vorgängerbuch von Edschmid sei die Problematik radikaler Auslassungen von der Presse bereits kritisiert worden, erinnert sich Dörsam. Antisemitismus will sie der Autorin nicht gleich vorwerfen, die Frage nach der Zusammenstellung ihres Materials müsse sich die gelernte Dokumentarfilmerin jedoch gefallen lassen, meint die Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Man will dieses schmale, intensive Buch bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen ...« Christoph Schröder ZEIT ONLINE 20210607







