Die bereits lange vorher aufgestellte Behauptung, die Linke sei in ihrer Israelkritik antisemitisch, erfuhr seit dem 7. Oktober eine drastische Verschärfung. Was bislang noch ein Diskurs war, der mit Unterstellungen und Lügen operierte, wurde verpolizeilicht. Über den Antisemitismusvorwurf gegen antiimperialistische, antikolonial oder menschenrechtlich eingestellte Linke, sollten mittels moralischer Verdammung die Meinungsfreiheit eingeschränkt und Stimmen gegen Krieg und Genozid zum Schweigen gebracht werden. Wer von Apartheid, Besatzung oder Völkermord sprach, wurde gecancelt. Besonders problematisch ist, dass die Anschuldigungen oft jüdischen Linken galten, die vom Staatsräson-Diskurs abwichen. Die nach wie vor höchst notwendige linke Kritik des Antisemitismus hat sich aus der Komplizenschaft mit den Herrschenden zu lösen.
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