Was als Spaziergang beginnt, entpuppt sich bald als Tour de Force, als Streitgespräch mit Bots, Bekannten, Liebhaber_innen - vor allem Leichen. Wie ein Chor aus griechischen Tragödien fordern die Toten genauso wie der lebendige digitale Livestream immer wieder das Gespräch und mit der Vergangenheit und mit der Gegenwart. In digitalen Räumen, unter Bettdecken und in Krankenhäusern: Überall fragen die Leichen, wie die Zukunft zu gestalten ist, wenn wir uns gemeinschaftlich der Realität versperren. Piekars Schreiben ist eine Einladung, mit ihm zu gehen, zu schreiten, zu rennen und innezuhalten: auf Parkbänken, unter Brücken und Verkehrsinseln.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Christina Lenz lauschte bereits bei Martin Piekars Lesung in Klagenfurt dem "Urschrei der Literatur", mit den nun vorliegenden dreizehn Langgedichten dringt sie noch ein wenig weiter vor in einen Bereich jenseits der "hermeneutischen Bequemlichkeit". Das verlangt der Kritikerin zwar ein wenig Mühe ab, aber die nimmt sie gern auf sich: In den Versen, die mit verschiedenen Sprachen, Rhythmen, Schriftarten und -größen spielen und die nicht nur Bereiche zwischen Digitalem und Analogem ausloten, taucht Lenz ab in die Abgründe unserer "durchökonomisierten" Gegenwart und findet ein düsteres Bild vor: In mitten von Krankheit, Sucht, Armut, Gewalt und Rassismus zuckt ein Rest des Menschlichen, das Schreien und Singen, Würgen und Brechen ist deutlich zu vernehmen. Und doch blitzt eine Spur von Hoffnung auf in den nicht zuletzt auch politisch klugen Gedichten, schließt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH







