Many of us take it as a given that the Great Depression - the consequences of which reverberated for decades, crippling the future of an entire generation and setting the stage for WWII - resulted from a confluence of inexorable forces beyond any one person or government's control. In fact, as erudite economist Liaquat Ahamed explains, it was the decisions taken by a small number of central bankers that were the primary cause of the economic meltdown. "In Lords of Finance", we meet the neurotic and enigmatic Montagu Norman of the Bank of England; the xenophobic and suspicious Emile Moreau of the Banque de France; the arrogant yet brilliant Hjalmar Schacht of the Reichsbank; and the dynamic Benjamin Strong of the New York Federal Reserve Bank. These four men were as prominent in their time as Alan Greenspan, Hank Paulson and Mervyn King are today, but their names were lost to history, their story untold, until now.Harnessing a keen sense of history and the narrative skills of the novelist, Liaquat Ahamed tells their story in vivid and gripping detail. As yet another period of economic turmoil makes headlines today, the Great Depression and the year 1929 remain the benchmark for true financial mayhem. Offering a new understanding of the origins and global nature of financial crises, "Lords of Finance" a timely and arresting reminder that individuals - their ambitions, limitations and human nature - lie at the very heart of global catastrophe.
Zwei Bücher über Notenbanken heute und gestern
Wie mächtig Notenbanken sein können, erfuhren viele amerikanische Politiker erst während der jüngsten Krise, als die Notenbank Fed innerhalb kürzester Frist hohe Milliardenbeträge schuf. In ihrer Rolle an der Spitze der Pyramide der Finanzunternehmen sind Notenbanken in die Geldschöpfung eingebunden, sie garantieren die Zahlungsfähigkeit des Finanzsystems, und sie legen die Leitzinsen fest. Notenbanken sind als Kämpfer gegen Krisen bekannt - aber sie können auch zu ihrem Ausbruch beitragen.
"In Fed We Trust" ist ein von dem erfahrenen amerikanischen Wirtschaftsjournalisten und zweifachen Pulitzer-Preisträger David Wessel verfasstes Buch über die Rolle der Fed in der aktuellen Krise. Das Werk ist flott und routiniert geschrieben und bietet viele Informationen. Wessel konnte mit wichtigen Personen wie Ben Bernanke und dem früheren Finanzminister Hank Paulson über sein Thema sprechen.
Als Bernanke im Jahre 2006 seinem legendären Vorgänger Alan Greenspan folgte, hatte er sich zum Ziel gesetzt, die Spitze der Fed weniger monarchisch zu führen. Dort sitzen die sieben von der Regierung ernannten Gouverneure des Federal Reserve Board sowie die zwölf Präsidenten der regionalen Federal-Reserve-Banken, von denen aber nur fünf ein Stimmrecht besitzen. Wie Wessel schreibt, wurde die Fed seit dem Ausbruch der Krise faktisch von einer "Viererbande" geführt: mit Bernanke an der Spitze, den Gouverneuren Don Kohn und Kevin Warsh sowie, bis Anfang 2009, Timothy Geithner, dem damaligen Präsidenten der Federal Reserve Bank of New York. Die anderen Gouverneure und Präsidenten - darunter mehrere Kritiker der Politik Bernankes - hatten nichts zu melden.
Bernanke erscheint in diesem Buch als ein höchst sachlicher, aber auch farbloser Mann ohne Ecken und Kanten. Als Akademiker weiß er zwar so gut wie alles über die Theorie, aber sowohl die Washingtoner Politik wie die Wall Street bleiben ihm fremd. Kohn, Warsh und Geithner sorgen während der Krise dafür, dass die Fed mit der Politik und den Banken enge Kontakte unterhält.
Bernanke hatte die expansive Politik Greenspans, die zur Krise beitrug, unterstützt und Versuche der Geldpolitik, Vermögensmärkte steuern zu wollen, als "Gehirnoperation mit dem Vorschlaghammer" bezeichnet. Die im Sommer 2007 ausgebrochene Subprime-Krise betrachtete er anfangs nicht als gefährlich, denn Immobilienkrisen kamen immer wieder vor, und man konnte sie mit traditionellen Mitteln bekämpfen. Erst allmählich erkannte er, dass es zwei miteinander verbundene, aber doch verschiedene Krisen gab: die Immobilienkrise und eine im Buch "Great Panic" genannte Krise, die sich wesentlich mit der Komplexität und inneren Vernetzung des Finanzsystems erklärte.
Erst diese zweite Krise, die ihren Höhepunkt im Lehman-Kollaps fand, veranlasste Bernanke dazu, Parallelen zu der von ihm ausgiebig erforschten Depression der dreißiger Jahre zu ziehen. Wie Milton Friedman war er der Ansicht, dass damals Geldpolitik nicht genügend expansiv war und man niemals so viele Bankpleiten hätte tolerieren dürfen. Damit war seine Strategie klar: die Geldschleusen öffnen, wichtige Finanzhäuser retten und dabei auch zu unorthodoxen Methoden greifen. Damit gab er der Bush-Administration die Möglichkeit, sich lange herauszuhalten.
Diese Haltung erklärt, warum die Fed das Finanzsystem mit billigem Geld zuschüttete, Bear Stearns und die AIG rettete. Aber warum ließ man Lehman fallen? Bernanke verweist darauf, dass er Lehman nicht retten durfte, denn der Fed seien von vornherein als verlustträchtig erkennbare Geschäfte verboten. Lehman hätte aber für einen Kredit keinerlei Sicherheiten bieten können.
Als nach dem Untergang von Lehman eine Panik ausbrach und sogar Geldmarktfonds gefährdet erschienen, hisste Bernanke die weiße Flagge, ging zu Finanzminister Hank Paulson und sagte ihm, nun müsse die Regierung helfen. Die Zusammenarbeit mit der Regierung verlief weitgehend reibungslos.
Wessel schildert mehr, als er urteilt; er ist weder gefällig noch fundamentalkritisch gegenüber der Fed. Als Zwischenbericht lässt sich sein Werk gut lesen. Für die endgültigen Bücher über die aktuelle Krise und ihre Hauptpersonen ist es aber noch zu früh.
"Lords of Finance" kommt deutlich schwergewichtiger daher und kann mit seinem Literaturverzeichnis fast schon den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit erheben. Sein Autor, der Ökonom und Fondsmanager Liaquat Ahamed, hat sich als Thema die Vorgeschichte und den Verlauf des Börsenkrachs von 1929 und der anschließenden Wirtschaftskrise gesetzt. Damit behandelt er in etwa den Zeitraum zwischen 1914 und 1936.
Das Thema ist nicht neu, aber Ahamed erzählt es aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Er stellt vier einflussreiche Notenbanker in den Mittelpunkt, die nach seiner Ansicht eine unheilvolle Rolle spielten: den Präsidenten der Federal Reserve Bank of New York, Benjamin Strong (Amtszeit von 1914 bis 1928), den Gouverneur der Bank of England, Montagu Norman (1920 bis 1944), den Gouverneur der Banque de France, Emile Moreau (1926 bis 1930), und Hjalmar Schacht, Präsident der Reichsbank von 1923 bis 1930 und 1933 bis 1939.
Ahamed sieht für den Börsenkrach und die Weltwirtschaftskrise im Wesentlichen drei Formen von Politikversagen. Zum einen nennt er den Vertrag von Versailles, der sowohl die Frage der deutschen Reparationen nicht regelte wie auch den Ausgleich der erheblichen Zahlungssalden der Alliierten untereinander, wo die Vereinigten Staaten eine riesige Gläubigerposition besaßen. Diese Probleme belasteten lange die Beziehungen der betroffenen Nationen, wodurch Spannungen entstanden. Die Notenbanker waren hierfür nicht verantwortlich, wohl aber für Nachkriegsinflation in Ländern wie Deutschland.
Als geradezu verheerend bezeichnet Ahamed die Rückkehr zum Goldstandard nach dem Ersten Weltkrieg. Denn während bedeutende Goldfunde vor dem Ersten Weltkrieg einen Zuwachs der Reserven erlaubte, der mit dem Wirtschaftswachstum in etwa Schritt hielt, gab es nach dem Ersten Weltkrieg in den Tresoren der Notenbanken insgesamt nicht genügend Gold. Außerdem stand vor 1914 die Größe der Reserven der großen Länder in etwa im Verhältnis zur Größe ihrer Wirtschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg war sehr viel Gold nach Amerika geflossen, und auch Frankreich verfügte über ansehnliche Reserven. Großbritannien und Deutschland dagegen waren eher arm an dem Edelmetall und damit anfällig für Krisen, die das gesamte Wirtschaftssystem zu unterminieren drohten. Die Rückkehr Londons in den Goldstandard 1925 zu einem völlig überhöhten Kurs verschärfte die Rezession des Landes.
In dieser fragilen Situation, in der die Regierungen zudem nicht viel zuwege brachten, optierten die vier Notenbanker für eine Kooperation. Um den Abfluss weiteren Goldes aus Europa zu verhindern, senkte die Fed ihren Leitzins, was den Börsenboom an der Wall Street unterstützte. Einige Zeit später erhöhte die Fed dann ihren Leitzins, was die Europäer zum Schutze ihrer Goldreserven ebenfalls zu Erhöhungen zwang, die Deutschland in die Rezession stürzten.
Der Goldstandard erwies sich als "barbarisches Relikt" (John Maynard Keynes), aber mit beachtlicher Sturheit hielten auch die Notenbanker daran fest, bis Großbritannien im Jahre 1931 endlich abwertete - worauf die britische Wirtschaft als erste aus der Weltwirtschaftskrise herausfand. Amerika und viele andere Länder warfen das Goldkorsett ebenfalls ab, um Spielraum für eine den binnenwirtschaftlichen Anforderungen genügende Geldpolitik zu erhalten.
Das ist der dritte Vorwurf des Politikversagens, den Ahamed erhebt: Regierungen und Notenbanken zögerten zu lange, um gegen die ausgebrochene Krise vorzugehen, und sorgten somit für eine unnötige Verschlimmerung.
Man muss nicht alle Argumente Ahameds teilen, um dieses Buch für äußerst lesenswert zu halten. Es ist keine "schnelle Lektüre", sondern erfordert Ausdauer, weil der Verfasser auf seiner Zeitreise an vielen Orten hält und zahlreiche Personen, darunter auch weniger bedeutende, in seinem Zug mitfahren lässt. Dies garantiert eine inhaltsreiche Darstellung, die sich allerdings gelegentlich in Details verliert. Andererseits gelingt es Ahamed vor allem in seinen Beschreibungen der meist kontrovers verlaufenen internationalen Konferenzen, so etwas wie Atmosphäre zu schaffen.
Ob die Verantwortung der Notenbanker so groß war, ist zweifelhaft. Der Vertrag von Versailles war nicht ihr Werk. Norman gehörte zwar zu den Befürwortern einer Rückkehr Britanniens in den Goldstandard, aber diese Entscheidung wäre wohl auch ohne ihn getroffen worden. Als London 1931 abwertete, wurde er nicht einmal gefragt. Die Fed erwies sich nach dem Tode von Strong, der die Geldpolitik stark beeinflusst hatte, als eine schwache Institution, die besonders gegenüber Roosevelt hilflos agierte. Schacht ging es alleine um die Streichung der Reparationen, die allerdings nicht durch ihn, sondern durch die Wirtschaftskrise zustande kam. Die "Herren des Geldes" sind zweifellos mächtig, allmächtig sind sie glücklicherweise nicht.
GERALD BRAUNBERGER
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