Grundlage für Thomas Manns Goethe-Roman ist der historisch verbürgte Besuch Charlotte Kestners Goethes Jugendliebe und Vorbild für die Figur der Lotte im »Werther« 1816 in Weimar. 1939 ist der Roman unter schwierigen Bedingungen im Exil veröffentlicht worden. Im Rahmen der »Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe« wird »Lotte in Weimar« zum ersten Mal nach der Handschrift ediert und damit von zahlreichen Lese- und Druckfehlern bereinigt. Der Kommentar erschließt das Werk von Grund auf in seiner komplexen philologischen und quellengeschichtlichen Struktur und wird so zum hilfreichen Wegweiser durch diesen Roman.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Als "vorzügliche Neuedition" würdigt Lothar Müller diese von Werner Frizen herausgegebene und kommentierte Ausgabe von Thomas Manns Roman "Lotte in Weimar". Dass Frizen auf Grundlage der Handschrift umsichtig zahlreiche Korrekturen vornimmt, und somit das "historische Kolorit" des Romans restauriert und die den Reiz der "eigentümlich zwittrigen Orthografie" Manns bewahrt, findet bereits Müllers ungeteilten Beifall. Durch Frizens in einem separaten Band gedruckten Kommentar aber wird die Ausgabe für Müller zum "Ereignis". Mustergültig kläre Frizen nämlich die Frage, wie und zu welchem Ende Mann kurz vor, während und nach der Übersiedlung ins amerikanische Exil dieses Buch verfasst hat sowie die Frage, wie er aus dem Besuch der Hannöverschen Hofrätin Charlotte Kestner und ihrer Tochter in Weimar im September 1816 - Goethe selbst hatte nur zwei lapidare Notizen dafür übrig - einen ganzen Roman gemacht hat. Zur Freude des Rezensenten liefert Frizen dabei nicht nur eine "minutiöse Nachzeichnung" der Entstehungsgeschichte des Romans, sondern auch einen kommentierten Überblick über die Quellen, aus denen Mann schöpfte - neben den Goethe-Reminiszenzen der Weimarer Zeitgenossen und der Goethe-Philologie des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts war das vor allem auch die nicht-zünftige Goethe-Philologie mit ihrem starken Interesse am "pathologischen" Goethe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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