In einer Gegend, die es "hinter sich hat", ist Meister Flick unter die Arbeitslosen geraten. War er einst bei Havarien im Tagebau der Niederlausitz gefragt, wird er jetzt, mit 60, auf dem Amt vorstellig. Bereitwillig übernimmt er jeden Auftrag: Abfallbeseitigung in den Gruben, Museumswärter und sonstige 1-Euro-Jobs. Wird er nicht vermittelt, beschäftigt er sich selbst und nimmt einem Bautrupp die Schaufeln ab, setzt bestreikte Werkhallen in Gang oder hilft einer Frau beim Sterben. Wurde Flick früher zu Unfällen gerufen, führt er selbst jetzt die Katastrophen herbei. Trotz bester Absicht füllt sich sein Schichtbuch mit seltsamen Einsätzen: Die Arbeitswelt, in der er seinen Platz sucht, gibt es nicht mehr. Begleitet wird er von Luten, seinem Enkel und Gegenpart, der die Arbeit nicht gerade erfunden hat.Flick von Lauchhammer rennt in 48 Schwänken gegen die globalen Windräder an: ein komisch-philosophisches Schelmenstück in der Welt der "Arbeit nach der Arbeit", eine moderne Donquichotterie und große und heiter glänzende Literatur.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Jörg Magenau mochte den neuen Roman von Volker Braun, den er als Schelmen- und Abenteuerroman aus der untergegangenen Arbeitswelt der ebenfalls untergegangenen DDR gelesen hat, und den er dem "fantastischen Realismus" zugeordnet wissen will. Er mochte auch den Protagonisten, Meister Flick, der mit seinem "nutzlosen" Enkel die verödeten Industrielandschaften des Romans (und der Gegend um Bitterfeld) durchstreift wie Don Quichote mit Sancho Pansa. Man muss ihn sich Magenau zufolge wie einen altgewordenen Manfred Krug aus dem Film "Spur der Steine" vorstellen. Die Windmühlen sind hier, wie man liest, neuzeitliche Windräder, Meister Flick gehört allerdings gerade nicht zur ökologischen Avantgarde. Die von Arbeit gezeichnete und zerstörte Landschaft ist ihm lieber als die Natur, erzählt Magenau. Er findet Volker Brauns literarische Technik bemerkenswert, einerseits zu erzählen und sich als "der Verf." auf einer zweiten Ebene zusätzlich einzuschalten. Und er freut sich immer wieder auch an Brauns lyrischem Temperament, das er aus dessen "quirligen Sätzen" hervorspudeln sieht. Manchmal allerdings wird das Bizarre und Verschnörkelte dieses in viele kleine Kapitel und Schwänke unterteilten Romans und seiner Sprache dem Rezensenten etwas zu viel.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das Werk lässt sich mit Genuss verschlingen und bleibt doch öfter im Halse stecken, so zur Kenntlichkeit entstellt sind in der Satire die Ereignisse.« Rolf-Bernhard Essig DIE ZEIT







