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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2016

Keine Zeit wie diese

Marko Martin kommt im Dezember 2013 nach Johannesburg, um eine Reportage über den Mandela-Film "Long Walk to Freedom" zu schreiben, genauer: Er möchte jene Orte besuchen, die im Film sowie im wirklichen Leben des Freiheitskämpfers eine Rolle gespielt haben. Doch ob nun im Inder-Viertel in Johannesburg, in dem Mandelas erste Kanzlei lag, auf der ANC-Farm Liliesleaf, im ehemaligen Gefängnis-Fort oder später in Pretoria, Kapstadt und in Drakenstein, Mandelas letztem Gefängnisort: Martin verwandelt Recherche in sinnliche Erinnerungsprosa, denn die Welt der Buren - etwa dargestellt im Voortrekker-Monument vor den Toren Pretorias - gemahnt ihn an die eigene Kindheit in der DDR, das Aufwachsen in einem vergleichbar paranoid strukturierten Staat. Da der Autor nicht zum ersten Mal im Lande ist, trifft er zahlreiche Freunde wieder - Weiße, Schwarze und sogenannte "Coloureds". Gerade diese lehren ihn, dass die gängige Rede von Mandela als "Versöhner zwischen schwarz und Weiß" Unfug sei, denn viel mehr gehe es um die Chance, heterogene Identitäten zu entwickeln jenseits des alten Zuordnungszwangs. Dann die Nachricht vom Tod Mandelas. Marko Martin erfährt davon während der Fahrt im Taxi vom Besuch eines ethnisch gemischten Clubs in Kapstadt zurück ins Hotel, in dem zu der Zeit ein Kongress junger Menschenrechts- und Gay-Aktivisten aus ganz Afrika stattfindet. Die aufwühlenden Lebensgeschichten, die ihm dort erzählt werden, geben Mandelas Vision etwas unerwartet Konkretes - für ein Afrika ohne Repression und Terror.

F.A.Z.

"Madiba Days. Eine südafrikanische Reise" von Marko Martin. Wehrhahn Verlag, Hannover 2015. 325 Seiten. Gebunden, 22 Euro.

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