"Mädchenhimmel!" betitelte Lili Grün 1930 einen ihrer lyrischen Songs, der für die Themenpalette ihrer Gedichte und kleinen Geschichten steht: junge, moderne, selbstbewusste Frauen, hin- und hergerissen zwischen Autonomie, Selbstbehauptung und dem "Mann mit starken Armen".Witzig und frech beschreibt Lili Grün Verliebtheit und Ernüchterung, schier endlose Großstadttage und rasch zu verdrängende Nächte, verrät "Rezepte fürs Herz" und träumt vom "Paradies für die Frau".Ihre erstmals in Buchform gesammelten und veröffentlichten Gedichte und Geschichten verweisen einmal mehr auf die bereits den Romanen attestierte neusachliche Nähe zu Irmgard Keun, Erich Kästner, Gabriele Tergit und Kurt Tucholsky; doch Lili Grün zeigt gerade auch hier wieder ihre ganz eigene heiter-melancholische Note.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Deniz Yücel dankt dem Berliner Aviva Verlag dafür, dass er das Werk der österreichischen Autorin, die 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet wurde, vor dem Vergessen bewahrt. Nach ihren zwei Romanen sind jetzt Gedichte und Feuilletons erschienen, berichtet der Rezensent, der sich die Autorin auch sehr gut als Zeitgenossin vorstellen könnte, denn mittlerweile ist der selbstironische Ton der Neuen Sachlichkeit wieder hinlänglich modern geworden, weiß Yücel. So fordert Grün in einem ihrer Gedichte, Männer müssten doch "nebst Verstand und anderen Gaben, / So etwas wie eine Seele haben. / Und ich bin so scharf auf Seele!", zitiert der Rezensent, und auch andernorts ist ihre Auseinandersetzung mit Liebesdingen wunderbar treffend und bisweilen gerade richtig melancholisch, freut sich Yücel.
© Perlentaucher Medien GmbH
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