Der Begriff antiquarischer „Zauberbücher“ assoziiert in der Regel Bücher mit okkultem Inhalt. Diese sind sogar älter als der Buchdruck, aber es gibt neben der esoterischen „Zauberei“ auch noch die Zauberkunst, also die Unterhaltungskunst der Illusion. Bücher zu diesem Thema existieren in größerem 
 Umfang erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, alles was älter ist, ist extrem selten und…mehrDer Begriff antiquarischer „Zauberbücher“ assoziiert in der Regel Bücher mit okkultem Inhalt. Diese sind sogar älter als der Buchdruck, aber es gibt neben der esoterischen „Zauberei“ auch noch die Zauberkunst, also die Unterhaltungskunst der Illusion. Bücher zu diesem Thema existieren in größerem Umfang erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, alles was älter ist, ist extrem selten und dementsprechend kostbar. 
Eine der ältesten Formen illusionistischer Zauberbücher sind die sogenannten „Gauklerbücher“, die erstmals am Ende des 16. Jahrhunderts erwähnt werden. Nur etwa 10 Exemplare weltweit sind vor 1800 nachweisbar, das hier vorliegende Faksimile ist somit nicht nur eines der ältesten, sondern auch das wohl prachtvollste. Dabei ist es mehreren Zufällen und der Hartnäckigkeit des Schweizer Sammlers Thomas Stauss zu verdanken, dass die Zweckbestimmung dieses ungewöhnlichen Werkes überhaupt (wieder)entdeckt wurde, denn diesem Exemplar fehlt ein wesentliches Element, um es praktisch nutzbar zu machen: Es hat keinen Greifindex. Selbst Sotheby’s erkannte bei der ersten Auktion des Buches in 2010 nicht den wahren Zweck, sondern beschrieb es als „ungewöhnliche Sammlung von Aquarellen“. Dennoch erlöste das Exemplar fast 70 000 Pfund, für den Sammler Stauss, der bereits damals um das Geheimnis wusste, unerschwinglich. Das Buch sollte noch zweimal den Besitzer wechseln, bevor seine Chance kam.
Der englischsprachige Begleitband des Faksimiles erzählt nicht nur die spannende Jagd nach dem Buch, sondern auch die anschließende Erforschung von Inhalt und Nutzung. Nicht alles konnte abschließend geklärt werden, so z. B. auch nicht die Ursache für den fehlenden Index, aber Datierung und Provenienz sind weitgehend sicher. 
Die Qualität der Aquarelle ist überragend und es gibt kein weiteres Beispiel für ein derart fein ausgeführtes Gauklerbuch dieser Zeit. Abweichend vom Original wurde dem Faksimile der Griffindex ergänzt, wodurch es jetzt erstmals seit seiner Schöpfung als illusionistisches „Zauberbuch“ funktioniert. Eine Anleitung findet sich im Begleitband.
Interessant ist, dass es sogar im „Simplicissimus“ eine Szene gibt, in der ein Gauklerbuch detailliert beschrieben wird. Sie spielt genau in der Zeit, in der auch Thomas Stauss‘ Exemplar entstand. 
Faksimile- und Begleitband wurden in Deutschland gedruckt und gebunden und werden im soliden Schuber geliefert. 
Wer sich für früheste illusionsmagische Literatur interessiert, für den ist dieses buchtechnisch und handwerklich hervorragend produzierte Faksimile ein Must-have, denn ein Original bleibt in der Regel ein unerfüllbarer Traum.