Der Ansatz der Ausstellung, die bis 1. Juni im Foto Arsenal in Wien zu sehen war, ist grundsätzlich interessant: Das Magnum-Fotoarchiv war schon unzählige Male Quelle für hochkarätige Fotoausstellungen in der ganzen Welt, die Wiener Kuratoren gingen aber in ihrer Spurensuche tiefer. Sie fahndeten
nach den Printmedien, in denen die lizenzierten Abzüge letztlich publiziert wurden und waren…mehrDer Ansatz der Ausstellung, die bis 1. Juni im Foto Arsenal in Wien zu sehen war, ist grundsätzlich interessant: Das Magnum-Fotoarchiv war schon unzählige Male Quelle für hochkarätige Fotoausstellungen in der ganzen Welt, die Wiener Kuratoren gingen aber in ihrer Spurensuche tiefer. Sie fahndeten nach den Printmedien, in denen die lizenzierten Abzüge letztlich publiziert wurden und waren überrascht, dass es hierfür kein fokussiertes Sammelarchiv gibt. Magnums historische Vintage-Abzüge wurden im Zuge der Digitalisierung zum Teil verkauft oder werden in verschiedenen Stiftungen konservatorisch verwahrt, das historische Verwaltungsarchiv von Magnum ist erstaunlicherweise verloren. Der Weg vom Negativ bis zum Printmedium ist also nicht immer vollständig nachvollziehbar und wenn, dann nur mit Mühe und Glück.
In einigen Fällen ist es allerdings gelungen. Die Ausstellungsmacher haben Kontaktabzüge, Belichtungsanweisungen sowie Informationen von Fotorückseiten ausgewertet und sind so dem Weg der Fotos auf die Spur gekommen. Die Auswahl der Beispiele ist leider stark aktivistisch geprägt und verzerrt damit das sehr breite Spektrum, das Magnum eigentlich vertritt. Die Bandbreite der Agentur reicht von Kriegsberichterstattung über klassischen Fotojournalismus bis hin zur avantgardistischen Fotokunst, die Ausstellung fokussiert dagegen sehr stark auf Sozialfotografie mit antirassistischem Hintergrund und diskutiert auch eifrig mit woken und postkolonialen Kampfbegriffen. Das hat sogar Auswirkungen bis auf den zweisprachigen Begleittext: Die deutsche Übersetzung wird buchstäblich bis zur Unkenntlichkeit gegendert, ein äußerst unerfreuliches Labyrinth aus Doppelpunkten und Geschlechterbandwürmern, was nicht selten den Sinn entstellt. Noch dazu ist die Übersetzung insgesamt sprachlich holprig und teilweise sogar inhaltlich falsch. Zum Glück können sprachkundige Leser auf die englische Originalfassung zurückgreifen, aber es ist wirklich an der Zeit, dass diese zunehmend totalitäre Sprachvergewaltigung (die als „natürliche Entwicklung“ geframt wird) ein Ende hat und wir darüber genauso lachen können wie über die Sprachnebelkerzen der 68er. Ich finde die Gesamtsituation nämlich irgendwie unbefriedigend.