großes Bildwerk, gute Tipps ****
Der Autor der Carl Theodor Biografie hat vorher dieses großformatige Buch geschrieben, dass auch durch seine Bilder überzeugt. Fotos aus einer Dokumentation des BR finde ich dagegen zu viel des Guten. Zu viel des Guten sind auch die zahlreichen Namen. Erst mit
Beginn der Neuzeit, als mir die Menschen bekannter werden, wird das Buch besser lesbar.
Der…mehrgroßes Bildwerk, gute Tipps ****
Der Autor der Carl Theodor Biografie hat vorher dieses großformatige Buch geschrieben, dass auch durch seine Bilder überzeugt. Fotos aus einer Dokumentation des BR finde ich dagegen zu viel des Guten. Zu viel des Guten sind auch die zahlreichen Namen. Erst mit Beginn der Neuzeit, als mir die Menschen bekannter werden, wird das Buch besser lesbar.
Der Historiker beginnt in der Antike mit den nach Geschlecht getrennten Bädern von Claudius dem Etrusker, während in Abano gemischt gebadet wird, ähnlich wie in Boccacios Decamerone. Ein Zitat aus einem anderen Buch: „Auch du Mädchen wirst feucht, wenn du die Ungezogenheiten und poetischen Spielereien in meinem Büchlein liest, magst du auch aus Padua stammen.“ (17)
Im späten Mittelalter befinden wir uns im Krumbad in Schwaben: „Kein Anblick ist reizender, als wenn eben mannbare, oder schon in voller Blüte stehende Jungfrauen nackend im Wasser, mit dem schönsten Gesicht, der freiesten offensten Miene, an Gestalt und Sitten Göttinnen gleich, in ihrem Instrumente singen. - Ihr Gewand ist leicht zurückgeworfen, und schwimmt auf dem Wasser, dass man so ein Mädchen für eine zweite Venus halten könnte.“ (21)
Leider lehnten die protestantischen und calvinistischen Theologen das badefreudige Mittelalter ab, dann verurteilte auch das Konzil von Trient alles Nackte. (58) Dennoch zeigten die Fürstbischöfe der Schönborn in Mainz und Bamberg wie moderne Badeanlagen auszusehen haben. (68) Und Carl Theodors Frau wird zitiert: „Ich flehe Sie an, küssen Sie nicht Ihre Lieblingsstelle, denn ich habe sie so stark gespürt, dass es mich immer noch brennt, ich bin verärgert, dass das Bett vom Regen befleckt wurde“ (77). Carl Theodors Badehaus in Schwetzingen fehlt natürlich nicht, auch wenn seine Mätresse Maria Josepha Gräfin von Heydeck bei der Fertigstellung 1772 schon ein Jahr tot war. So enden hier die freizügigen Zitate mit Ausnahme des bayerischen Königs Ludwig II., der glaubte, es genüge mit einer Frau im selben Bett zu liegen, um Kinder zu bekommen. (146)
Alexandersbad wurde dagegen erst ausgebaut, als es ab 1791 den Hohenzollern gehörte. Dafür kaufte der Markgraf den Landsitz des Lord Melcombe bei Hammersmith und Lord Carvens Sitz Benham. (91)
Dieses Buch könnte auch als Reiseführer für bayerische Bäder gelesen werden. Burghausen, Abbach, Bad Gögging, Heilbrunn, Bad Steben, Seeon mit dem Ausflugsziel Ratzingerhöhe bei Rimsting, Greifenberg, auch das weniger bekannte Moor- und Schlammbad Bad Aibling – nichts fehlt. Vom Wildbad bei Wemding ist aber offenbar nicht mehr als ein Hotel übrig geblieben. Und selbst in Gleisweiler wurde 1843/44 ein Kurhaus gebaut.
Mit Bad Kissingen folgt der Höhepunkt gegen Ende. Der Kurplatz 1737 von Balthasar Neumann erdacht war 1737 hochwassersicher außerhalb der Stadt angelegt worden. Dort änderte auch Reichskanzler Bismarck seine Meinung über Ärzte. Früher sagte er: „Wenn der Arzt nicht da ist, schadet’s nichts.“ Nun lernte er Schwenninger kennen und bekannte: „Alle früheren Ärzte habe ich behandelt, jetzt endlich habe ich einen, der mich behandelt.“ (152)
Diesem monumentalen Werk hätte sowohl ein Personen- als auch ein Ortsregister gut getan. Insgesamt also 4 Sterne.