Over the course of seventeen years, award-winning photographer Sandro Miller and inimitable actor John Malkovich combined their larger-than-life personas and talents to produce a series of portraits and films, most notably those that reconstruct the most iconic images in photographic history, in their Homage series. Others in the collection here capture the genius and range of Malkovich's acting ability in distinctive portraits as well as in film works. For lovers of the arts, photography, and John Malkovich, this book is indispensable.The first section of the book, Portraits, includes Malkovich in a variety of costumes and characters, ranging from playful to serious; while the second section, Homage, is devoted to recreating some of the most iconic portraits of all time: the artworks that originally inspired Miller to become a photographer. Here are representations of the likes of Annie Leibowitz's image of Yoko Ono and John Lennon; Bert Stern's photographs of Marilyn Monroe, and Dorothea Lange's "Migrant Mother." At first glance, it is difficult to tell that the subject in the photograph is in fact Malkovich, emphasizing the unique nature of Malkovich's formidable acting ability and Miller's talent for perfectly creating the lighting, environment and demeanor of the original photographs.Finally, the third section of the book contains photographs from experimental films created by the artists in tandem. As one of pop culture's most cultish personalities, Malkovich's fluid ability as an actor perfectly complements Miller's talents as a photographer and director.Rarely is an art book published that exhibits so gorgeously and extravagantly the talents of two extraordinary individuals working in collaboration over such a long period of time, that also provides so much delight to those who are not cognoscenti, but merely aficionados of great and distinctive work.
Sandro Miller stellt Ikonen der Fotografiegeschichte nach - und nimmt als Modell nur John Malkovich.
Sandro Miller war sechzehn, als er in einem Magazin ein Schwarzweißporträt entdeckte, das, wie er sagt, sein ganzes Leben bestimmte. Genau genommen war es nur das Bild eines Auges - darüber ein breitkrempiger Hut, darunter ein hochgeschlagener Kragen. Aber dieser stechende, eindringliche Blick ließ ihn nicht los. Als sei er nur an ihn gerichtet. Wie eine Botschaft. Eine Einladung vielleicht?
Aufgenommen hatte das Bild Irving Penn. Zu sehen war Pablo Picasso. Beide Namen waren Miller unbekannt, wie er gesteht, doch eine Woche später habe er alles über die beiden gewusst. Genauso wie Penn wollte er Menschen künftig betrachten, und so wie Picasso schaut, so wollte er, dass Menschen ihn anblickten. Er beschloss, Fotograf zu werden. Das war 1974. Spätestens sein großartiges Buch über amerikanische Biker, die er zwanzig Jahre später mit dem strengen Blick eines Ethnologen schwarzweiß porträtiert hatte, wilde Kerle, jeder Fleck Haut tätowiert und mit Bärten bis zum Bauchnabel, machte ihn berühmt.
Heute ist Sandro Miller achtundfünfzig Jahre alt und einer gefragtesten Werbefotografen Amerikas. Unter anderem hat er Kampagnen für Reebok und Coca-Cola, Nikon und Harley-Davidson fotografiert, seine Fotos für die amerikanische Krebshilfe zieren Billboards. Aber als er vor nicht langer Zeit selbst schwer erkrankt in einem Hospital lag, für ein ganzes Jahr, zog sein Leben eben nicht in Form von Reklamebildern an seinem inneren Auge vorüber, sondern als eine Art Geschichte der Fotografie im Zeitraffer: Lauter Ikonen kamen ihm in den Sinn, lauter wegweisende Aufnahmen aus der Kunst der Reportage und des Porträts.
Wieder zu Hause, stellte er eine Liste zusammen, fertigte Kopien an, reiste mit einem Bündel Abzügen nach Südfrankreich zu seinem Freund seit zwei Jahrzehnten, dem Schauspieler John Malkovich - und machte ihm den Vorschlag, all diese Bilder nachzustellen. Nicht als Witz oder Persiflage, sondern mit dem Ernst des Originals, als eine Hommage an die ganz Großen der Fotokunst und zugleich an die Künstler, die auf den Bildern zu sehen sind. Malkovich habe binnen eines Wimpernschlags zugesagt.
Für Sandro Miller war es mehr als eine Fingerübung. Zunächst stellten sich technische Fragen, nach dem Fotomaterial, nach dem Licht, dem Make-up und den Kostümen. Der Aufwand war enorm. Sechs Monate lang bereitete ein Stab von mehr als zwanzig Mitarbeitern die Aufnahmen vor, schneiderte Mäntel und die Tracht eine Indianerhäuptlings, baute im Studio ein Zelt und ein Badezimmer als exakte Kopien der Vorbilder nach. Wegen Malkovichs engen Zeitplans mussten die Bilder im Akkord entstehen, zehn an einem Tag, und das, obwohl die Maskenbildnerin bisweilen neunzig Minuten brauchte, um ihn in Jack Nicholson zu verwandeln oder in Orson Welles, in Meryl Streep und Marilyn Monroe. Malkovich, in dessen berühmtestem Film, "Being John Malkovich", Menschen im Wortsinn in seinen Körper schliddern, schlüpfte nun selbst in die Posen von Stars. Dabei ist es bezeichnend, dass er mit keinem eigenen Einfall zu der Serie beigetragen haben soll, sondern gleichsam als weiße Leinwand immer nur Projektionsfläche war für Millers Visionen. Und so teilen die Bilder auch nichts über ihn mit, sondern belegen nur sein schauspielerisches Vermögen, Blicke und Gesten zu kopieren, sich in fremde Seelen hineinzufinden. Malkovich bezeichnet das trocken als eine Frage des Glaubens - aber es ist ebendieses Moment, das den Bildern einen Anflug des Spirituellen gibt. Gleich einer Geisterbeschwörung. Einer Seance. Plötzlich sind sie wieder da: John Lennon, Truman Capote, Ernest Hemingway.
Dass man dem Menschen eine Maske überziehen müsse, um zu verstehen, was er denke oder fühle, ist ein Bonmot von Oscar Wilde. Aber was soll sich unter der weißen Maske aus Schminke auftun, die sich Meryl Streep auf Annie Leibovitz' berühmter Aufnahme von den Wangen zupft? Und was bei John Malkovich, der ihr Gebaren wiederholt? Ist nicht die Fotografie, fragt man sich gerade jetzt, angesichts der Aufnahmen von Sandro Miller, viel mehr ein Versteck für das Wesen eines Menschen, als dass sie ihn entlarvt? Und dann überträgt man diese Frage auf all die anderen Aufnahmen, die Miller im Laufe von fast zwanzig Jahren von Malkovich gemacht hat. Denn die gut dreißig Fotografien der Serie "Homage" sind nur das Zentrum eines Bildbands, der die Zusammenarbeit zwischen Miller und Malkovich von frühen Porträts bis zu experimentellen Filmen dokumentiert. Miller ist der Bildhauer, begreift man. Und Malkovich ein Marmorblock - in dem verschiedenste Kunstwerke darauf warten, freigelegt zu werden.
FREDDY LANGER
Sandro Miller: "The Malkovich Sessions".
Glitterati Incorporated, New York 2016. 236 S., Abb., geb., 95 $.
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