Der Tod der schönen jungen Frauen - faszinierend für viele Komponisten, zelebriert in der Musik der Jahrhundertwende. Das Doppelmotiv von Tod und Weiblichkeit taucht in einer enormen Vielfalt und Vielzahl in der Musik zwischen Romantik und Moderne auf. Melanie Unseld breitet in ihrem Buch, quer durch die ästhetischen Schulen, ein umfassendes Spektrum aus. Unter anderem im Blickpunkt: Debussys und Schönbergs Mélisande, Zemlinskys und Dvoraks Seejungfrau, Puccinis Turandot und Strauss' Salome sowie Bergs Lulu.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Profund und überaus materialreich findet Rezensentin Birgit Pauls diese Studie. Geschult am Interpretationsansatz von Silvia Bovenschen und Christina von Braun zeige die Autorin "eindrucksvoll", wie die Frau um 1900 verstärkt zur Projektionsfläche von Komponisten und Autoren geworden sei, die damit ihre eigenen Zukunfts- und Krisenängste "zu sublimieren" versucht hätten. An vielen Stellen könne Melanie Unseld die "unheilvolle Auswirkung" der frauenfeindlichen und protofaschistischen Schriften Otto Weinigers auf die Künstler nachweisen. Selbst Schönberg habe dessen Werk, Autorin Unseld zufolge, "gründlich studiert". Auch Alban Berg werde als ein "von bürgerlicher Prüderie und postpubertärer Misogynie" gefangener Mann beschrieben. Unter dem "Deckmantel der künstlerischen Freizügigkeit" entpuppt sich bei den "Stammvätern der musikalischen Moderne" für die Rezensentin "allzu oft ein machistisches und von spießigen Moralvorstellungen geprägtes Frauenbild".
© Perlentaucher Medien GmbH
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