Ronald Hayman geht in seiner Proust-Biographie einen neuen Weg. Er stellt die äußeren Bedingungen für jenen 'inneren Zustand' dar, in dem Proust die »Recherche« schreiben konnte. Hayman macht dazu als erster von dem in Deutschland nur wenig bekannten gesamten Briefwechsel Prousts Gebrauch.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Joseph Hanimann hat einiges auszusetzen an dieser Biografie, obwohl er schon im Vorfeld eingeräumt hat, dass neue Erkenntnisse nach der "unüberschaubar gewordenen Proust-Forschung" sowieso nicht zu erwarten gewesen seien. Auch liege die englische Erstpublikation zehn Jahre zurück und sei bereits von zwei neueren biografischen Arbeiten überrundet worden. Dennoch bietet das Buch nach Rezensentenmeinung "Ein- und Umstiegsmöglichkeiten für Proust-Leser unterschiedlichen Kompetenzgrades". Sein bibliografischer Anhang und Quellenangaben im Text mache es sogar zum "lesefreundlichen Nachschlagewerk für Proust-Liebhaber", was auch der "Titanenarbeit" des Übersetzers geschuldet sei. Aber Hanimann hat auch manch haarsträubendes Detail aus dem Buch zu bieten, zum Beispiel, dass der "dunkelhäutige, eher orientalisch aussehende Proust", dessen Mutter Jüdin war, von blonden, hellhäutigen Adeligen besonders angezogen wurde. Und dass der Umgang mit Fürsten und Herzögen ihm hätte helfen sollen, sein eigenes "Halbjudentum" abzustreifen. Da scheint doch ein bisschen viel veraltete Rassentheorie ins Hirn des englischen Biografen gesickert zu sein.
© Perlentaucher Medien GmbH
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