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Max Webers Fragment gebliebene, postum veröffentlichte Musik-Studie ist ein kaum beachtetes Kleinod im Gesamtwerk des Heidelberger Juristen, Nationalökonomen und Sozialwissenschaftlers. Ihre Fachfremdheit und ihre einzigartige Materialdichte verhinderten bislang eine angemessene Rezeption. Weber selbst nahm hingegen an zentralen Stellen seines Werkes Bezug auf die sogenannte 'Musiksoziologie'. In ihr legt er die Besonderheit der okzidentalen und modernen europäischen Kultur im Bereich der Musik dar und erörtert ihre historischen Entstehungsbedingungen in universalhistorischer Perspektive. Er…mehr

Produktbeschreibung
Max Webers Fragment gebliebene, postum veröffentlichte Musik-Studie ist ein kaum beachtetes Kleinod im Gesamtwerk des Heidelberger Juristen, Nationalökonomen und Sozialwissenschaftlers. Ihre Fachfremdheit und ihre einzigartige Materialdichte verhinderten bislang eine angemessene Rezeption. Weber selbst nahm hingegen an zentralen Stellen seines Werkes Bezug auf die sogenannte 'Musiksoziologie'. In ihr legt er die Besonderheit der okzidentalen und modernen europäischen Kultur im Bereich der Musik dar und erörtert ihre historischen Entstehungsbedingungen in universalhistorischer Perspektive. Er diskutiert Idealtypen und Richtungen musikalischer Rationalisierungen und deren instrumentelle Ausgestaltungen, wobei die außereuropäische und antik-melodische mit der modernen europäischen, seit dem 16. Jahrhundert das bürgerliche Musikempfinden bestimmenden akkordharmonischen Ratio kontrastiert wird. Jener schreibt Weber eine willkürliche Artenvielfalt, dieser eine einzigartige Stringenz und Berechenbarkeit zu. Der Preis dieser modernen europäischen Ratio ist hoch: tonsystematische Konformität und Abstumpfung des melodischen Gehörs. Im modernen musikalischen 'bürgerlichen Möbel', dem Klavier, manifestiert sich diese europäische Ratio. In den Rationalisierungsanalysen offenbart sich dem 'Musiksoziologen' Weber künstlerisch-musikalisches Schaffen als Kampf der individuell schöpferischen Seele mit dem rationalisierten Ton-Material und den technisch-instrumentellen Ausdrucksmitteln. Die Musik-Studie wird hier erstmals im musik- und kulturwissenschaftlichen Kontext ihrer Entstehungszeit vorgestellt und mit ausführlichen Verzeichnissen sowie einem detaillierten Glossar einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Autorenporträt
Geboren 1864 in Erfurt; Studium der Jurisprudenz, Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Göttingen; 1889 Promotion über die Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter; 1891 Habilitationsschrift über Römische Agrargeschichte; Ordinarius für Nationalökonomie in Freiburg (ab 1894) und Heidelberg (ab 1897); Mitherausgeber des Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik und Redakteur des Grundriß der Sozialökonomik; umfassende Beiträge zur Methodologie der Sozialwissenschaften, zur Politik des deutschen Kaiserreichs, zu Wirtschaft, Politik, Religion, Recht und Kunst in universalgeschichtlicher Perspektive; nach langem, krankheitsbedingtem Interim schließlich Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie in München (ab 1919); gestorben 1920 in München.

Geboren 1960; Studium der Politik-, Musik- und Geschichtswissenschaft in Freiburg; 1990 Promotion; 1990-92 Mitarbeiter der Max Weber-Gesamtausgabe in Heidelberg; 1994-95 Mitarbeiter am Projekt 'Max Webers Wissenschaft vom Menschen'; 1993-99 Lehrbeauftragter am Soziologischen Institut in Freiburg, seit 2002 in Leipzig freier Musikjournalist.

Geboren 1930; Studium der Musikwissenschaft in Göttingen; 1954 Promotion; 1967 Habilitation; 1968-81 Ordinarius für Musikwissenschaft in Frankfurt am Main, 1981-95 in Heidelberg; seit 1995 emeritiert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Feld der Musiksoziologie ist nach wie vor ein Stiefkind der Wissenschaft und hat nach Wissen Andreas Dorschels im deutschsprachigen Raum auch nur zwei Schlüsseltexte hervorgebracht, nämlich Theodor W. Adornos "Einleitung in die Musiksoziologie" und eben Max Webers "Zur Musiksoziologie", ein Text der unter der Redaktion von Theodor Kroyer und der Witwe Webers 1921 herausgegeben wurde. Dabei hätten die beiden Abhandlungen bemerkenswerter Weise sowohl im "Inhalt" als auch in der "Methode" so gut wie keinen gemeinsamen Nenner, stellt der Rezensent fest, der betont, dass Webers Studie den größeren Grad an "Abstraktion" aufweist. Weber geht es darum nachzuweisen, dass das europäische Tonsystem mit seinen mathematisch berechneten Intervallen keineswegs das "natürliche in konsequentester Gestalt" ist, sondern lediglich die "spezifisch abendländische Gestalt von Vernunft" und das Ergebnis "historisch gefallener ästhetischer Entscheidungen", erklärt Dorschel. Er zeigt sich beeindruckt davon, wie "bemerkenswert frei von kulturchauvinistischem Dünkel" sich der Soziologe im Vergleich zwischen europäischen und anderen Tonsystemen zeigt und meint, dass es sich bei dem Untersuchungsgegenstand um eine "faszinierende und bis heute nicht ausgeschöpfte Fragestellung" handelt. Sehr lobt er auch Einleitung und "exzellenten Kommentar" zu der Abhandlung, die innerhalb der Gesamtausgabe von Max Webers Werken erscheint.

© Perlentaucher Medien GmbH
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