Zwei Essays über das sogenannte Mitteleuropa nennen Juri Andruchowytsch und Andrzej Stasiuk ihr literarisches Doppelportrait einer Landschaft, die sie gemeinsam durchreist haben. Zu Fuß und im Auto zwischen den Beskiden und der Bukowina unterwegs, auf polnischem, slowakischem, tschechischem, ungarischem, rumänischem und ukrainischem Territorium, erschaffen sie - Ethnographen, Kartenleser, Reporter und Dichter zugleich - ein neues Gelände: das literarische Mitteleuropa. Während Andruchowytsch den Spuren seines deutschen Urgroßvaters folgt, der vor dem Ersten Weltkrieg aus Böhmen nach Galizien…mehr
Zwei Essays über das sogenannte Mitteleuropa nennen Juri Andruchowytsch und Andrzej Stasiuk ihr literarisches Doppelportrait einer Landschaft, die sie gemeinsam durchreist haben. Zu Fuß und im Auto zwischen den Beskiden und der Bukowina unterwegs, auf polnischem, slowakischem, tschechischem, ungarischem, rumänischem und ukrainischem Territorium, erschaffen sie - Ethnographen, Kartenleser, Reporter und Dichter zugleich - ein neues Gelände: das literarische Mitteleuropa. Während Andruchowytsch den Spuren seines deutschen Urgroßvaters folgt, der vor dem Ersten Weltkrieg aus Böhmen nach Galizien kam, und die versunkene Geschichte der kleinen Metropolen entdeckt, tritt Stasiuk als wahrnehmungsbesessener, mit einem magischen Auge begabte Landvermesser auf. Ihre "Geopoetik" ist ein unentbehrlicher Beitrag zur Entdeckung des neuen Europas und zur Überwindung jener Grenze, die mit der Erweiterung der EU im Mai 2004 Polen und die Ukraine voneinander zu trennen droht.
Originaltitel: Moja Evropa. Dwa eseje o Evropie zwanej Srodkowa
Artikelnr. des Verlages: ES 2370
7. Aufl.
Seitenzahl: 143
Erscheinungstermin: September 2014
Deutsch
Abmessung: 177mm x 108mm x 11mm
Gewicht: 135g
ISBN-13: 9783518123706
ISBN-10: 351812370X
Artikelnr.: 12512467
Herstellerkennzeichnung
Suhrkamp Verlag
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Autorenporträt
Juri Andruchowytsch, geboren 1960 in Iwano-Frankiwsk/Westukraine, dem früheren galizischen Stanislau, studierte Journalistik und begann als Lyriker. Außerdem veröffentlicht er Essays und Romane. Andruchowytsch ist einer der bekanntesten europäischen Autoren der Gegenwart, sein Werk erscheint in 20 Sprachen. 1985 war er Mitbegründer der legendären literarischen Performance-Gruppe Bu-Ba-Bu (Burlesk-Balagan-Buffonada). Mit seinen drei Romanen Rekreacij (1992; dt. Karpatenkarneval, 2019), Moscoviada (1993, dt. Ausgabe 2006), Perverzija (1999, dt. Perversion, 2011), die unter anderem ins Englische, Spanische, Französische und Italienische übersetzt wurden, ist er unfreiwillig zum Klassiker der ukrainischen Gegenwartsliteratur geworden. Andrzej Stasiuk, der in Polen als wichtigster jüngerer Gegenwartsautor gilt, wurde 1960 in Warschau geboren, debütierte 1992 mit dem Erzählband Mury Hebronu (Die Mauer von Hebron), in dem er über seine Gewalterfahrung im Gefängnis schreibt. Stasiuk wurde 1980 zur Armee eingezogen, desertierte nach neun Monaten und verbüßte seine Strafe in Militär- und Zivilgefängnissen. 1986 zog er nach Czarne, ein Bergdorf in den Beskiden. 1994 erschienen Wiersze milosne i nie (Nicht nur Liebesgedichte), 1995 Opowiesci Galicyjskie (Galizische Erzählungen) und Bialy Kruk (Der weiße Rabe; 1998 bei Rowohlt Berlin), 1996 der Erzählband Przez rzeke (Über den Fluss; diesem Band ist Die Reise entnommen) und 1997 Dukla. 2002 erhält er den von den Partnerstädten Thorn (Polen) und Göttingen gemeinsam gestifteten Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis. Den literarischen Jahrespreis Nike erhielt Andrzej Stasiuk 2005 für sein Buch Unterwegs nach Babadag. Sein vielfach ausgezeichnetes Werk erscheint in 30 Ländern. 2016 wurde er mit dem Staatspreis für europäische Literatur 2016 ausgezeichnet. Martin Pollack, geboren 1944 in Bad Hall (Österreich), studierte Slawistik und Osteuropäische Geschichte in Wien und Warschau. Bereits während des Studiums begann er seine Tätigkeit als Übersetzer und Journalist. Pollack verstarb am 17.01.2025 in Wien.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
In den höchsten Tönen lobt Andreas Breitenstein diesen Doppelessay von Juri Andruchowytsch und Andrzej Stasiuk. "Mein Europa" zeuge von der Kunst, Erkenntnis zu Literatur zu machen, schreibt der Rezensent, "sprich: das Geheimnis zu beschreiben, statt es sezierend zu zerstören". Stasiuk widme sich den verlorenen Landschaften zwischen Polen und Rumänien, Tschechien und der Ukraine als Landvermesser und Polyhistor, als Geopolitiker und Meteorologe, als Ethnograph und Reisender, als Tagträumer und Poet, wobei er Optik und Stil, Haltung und Stimmung "virtuos" variiere. "Traumzeit herrscht", formuliert Breitenstein sein Lektüreerlebnis, "und wer darin wohnt, hat für die 'herrliche Souveränität und Subjektivität der Menschen im Westen' wenig Verständnis." Auch Andruchowytschs als Familiensaga und Epitaph angelegter Essay hat Breitenstein rundum überzeugt. Als Thema nennt er die Wiederaneignung der Geschichte aus den Trümmern einer "untergegangenen und ehemals vollkommenen Welt" (Andruchowytsch). Bei Andruchowytsch kündeten die Städte und Flüsse, Häuser und Landschaften, Sprachen oder Wörter Galiziens in ihrer Geschundenheit von einem Jahrhundert, das "ein idealer Lehrmeister der Verzweiflung und der Ungläubigkeit" war.