Was haben die Leute in Bordeaux gegen Nadia und ihren Mann Ange, beide überaus engagierte Lehrer an einer Grundschule? Plötzlich haben die Kinder Angst vor ihnen, sie werden gemieden, ja sogar angegriffen. Eines Tages kommt Ange mit einer rätselhaften Bauchwunde nach Hause. Einer ihrer Nachbarn, ein obskurer Schriftsteller, nistet sich bei ihnen ein und verhindert, daß ein Arzt gerufen wird. Bald entzündet sich Anges Wunde und erfüllt das eheliche Schlafzimmer mit ihrem Fäulnisgeruch. Doch das ist erst der Anfang. Während die Stadt Bordeaux sich in gespenstische Nebel hüllt, nehmen Nadias Vergangenheit, lange verdrängte Obsessionen und Schuldgefühle beunruhigende Gestalt an. Die Menschen und bislang vertrauten Orte sind bedrohlich, fremd geworden. Und auch in Nadias Körper gehen eigentümliche Veränderungen vor. Im Versuch, alldem zu entfliehen, folgt sie ihrem Sohn auf eine Insel im Mittelmeer. Doch dort erwarten sie neue Abgründe.Marie NDiaye veröffentlichte ihr erstes Buch 1984, mit 17 Jahren. Heute ist sie eine der prominentesten Autorinnen Frankreichs.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Niklas Bender ist begeistert. Marie NDiaye gehört für ihn nicht nur zu den wichtigsten Stimmen der französischen Gegenwartsliteratur. Die Autorin erscheint ihm auch als legitime Erbin eines Herrn namens Kafka und seiner beklemmend wirkenden Texte um undurchsichtige Schuldverhältnisse. Wenn die Autorin ihren beiden Protagonisten mittels einer Mutation der Umwelt im schönen Bordeaux den Boden unter den Füßen wegzieht, kann Bender diesen Vorgang einer poetischen Zuspitzung bis in sprachliche Einzelheiten nachvollziehen. Kopfüber stürzt der Rezensent in die Finsternis einer unverständlich gewordenen Welt und kann dem Roman dennoch eine "universelle Dimension" abgewinnen. Da geht es dann um gesellschaftliche Integration und sozialen Aufstieg, ganz aktuell.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ihre Meisterschaft in der Verwandlungskunst macht Marie NDiaye zu einer der wichtigsten und spannendsten Stimmen der französischen Gegenwartsliteratur.«
Niklas Bender, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Niklas Bender, Frankfurter Allgemeine Zeitung
