In der Gegend gilt er als Besessener, »besessen nicht allein von einem, sondern von mehreren, vielen, gar unzähligen Dämonen«. Tags geht er, der eigentlich Obstgärtner ist, durch den Ort. Leise redet er in Zungen in einer nichtexistierenden Sprache, erschreckt die Dorfbewohner mit Beschimpfungen und Schmähreden, mit Orakelsprüchen. Nur die Schwester hält zu ihm, die Eltern leben schon lang nicht mehr. Sie beobachtet, wie er anderen Lebewesen, Tieren zuspricht, und will nicht wahrhaben, dass er wie aus der Kehle eines Engels singt. Sie folgt ihm, auch an den See »mit dem anderen Land an dem Ufer gegenüber« - dort blickt ihn ein Mann an, wie er »noch keinmal von einem Menschen angeblickt worden war«, und da fahren die Dämonen aus ihm heraus. So macht er sich, »nach einem freilich langgezogenen Abschied, auf den Weg hinüber ins andere Land«.
Peter Handke erzählt von Dämonen, die ihren Schrecken verlieren im Blick desjenigen, der sagt: »Da bist du mir ja wieder, mein Freund!« Im Moment, in dem der Besessene so ist, wie er da war. Er erzählt von einer poetischen Verwandlung, einer Befreiung, die neben den Harmonien das »unausrottbar Widerständige« bewahrt; denn: »Ohne es wird nichts. Ohne es nichts als Dasein, Dortsein, und ewig unbeseeltes Sein.«
Peter Handke erzählt von Dämonen, die ihren Schrecken verlieren im Blick desjenigen, der sagt: »Da bist du mir ja wieder, mein Freund!« Im Moment, in dem der Besessene so ist, wie er da war. Er erzählt von einer poetischen Verwandlung, einer Befreiung, die neben den Harmonien das »unausrottbar Widerständige« bewahrt; denn: »Ohne es wird nichts. Ohne es nichts als Dasein, Dortsein, und ewig unbeseeltes Sein.«
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Mit feiner Ironie berichtet Rezensentin Iris Radisch über Handkes erstes Post-Nobelpreis-Buch. Zunächst zählt sie die üblichen Handke-Ingredienzien auf, die hier wiederum zur Vorführung kommen, insbesondere das erzählende männliche Ich in üblich "erlösungsbedürftiger" Verfassung, wie die Kritikerin schreibt. Im mittleren Teil dieses dreiteilig angelegten Textes allerdings scheint ihr auch etwas bisher noch nicht so Gewohntes zu geschehen, nämlich eine Art "Radikalisierung der kunstreligiösen" Momente des Dichters. Ihr Urteil darüber bleibt ein wenig vage, immerhin aber fällt ein Ausdruck wie "zeitgemäße Erbauungsliteratur". Wirklich begeistert scheint die Kritikerin also nicht zu sein, dennoch verbeugt sie sich am Ende doch auch vor des Dichters "Gabe zur sanften Selbstverhöhnung".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Da steckt der ganze Handke drin. [Mein Tag im anderen Land] ist das Kondensat - und Resümee - eines Dichterlebens ...« Christine Dössel Süddeutsche Zeitung 20210717
















