»Es ist vergeblich, für sie zu leben und für sie zu sterben. Sie sagen: er ist ein Jude.« Dies schrieb einer der erfolgreichsten Schriftsteller deutscher Sprache in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Jakob Wassermann, in seinem autobiographischen Essay Mein Weg als Deutscher und Jude. Er war Deutscher, er war Jude - »eines so sehr und so völlig wie das andere, keines ist vom anderen zu lösen«. Beides zugleich zu sein aber war ihm in der Welt, in der er lebte, verwehrt: »Es ist mir, als wäre nur bei den Toten Gerechtigkeit zu finden gegen die Lebenden. Denn was diese tun, ist ganz und gar unerträglich.« Dieses radikal anklagende Buch wurde 1921 erstmals veröffentlicht, zwölf Jahre, bevor die Nazis in Deutschland an die Macht kamen und damit begonnen wurde, den Juden Europas das Leben zu nehmen.
Jakob Wassermann führt die persönlich erfahrene Bodenlosigkeit einer deutsch-jüdischen Doppelexistenz vor Augen, die Abgründe des Antisemitismus, mit denen sich ein Jude in Deutschland schon in den frühen zwanziger Jahren konfrontiert sah.
Jakob Wassermann führt die persönlich erfahrene Bodenlosigkeit einer deutsch-jüdischen Doppelexistenz vor Augen, die Abgründe des Antisemitismus, mit denen sich ein Jude in Deutschland schon in den frühen zwanziger Jahren konfrontiert sah.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Deutlich spürt Jakob Hessing den Knick im Lebensweg Jakob Wassermanns, der den deutsch-jüdischen Autor ab 1921 langsam resignieren lässt. Durch Wassermanns Beispiel gelangt Hessing zu einem besseren Verständnis der das gesamte deutsche Judentum zu dieser Zeit erfassenden Identitätskrise. Wassermanns Reaktion auf das Wiener jüdische Kulturleben verfolgt er aufmerksam und erkennt die "traurige Ironie" der Doppelidentität des deutschen Juden, der den Antisemitismus verinnerlicht hat. Hessing entgeht nicht die Scham des Autors angesichts dieses bitteren Paradoxons. Nachdenkllich schließt er das Buch, sinnend über Begriffe wie "Jude" und "Deutscher".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Man soll es unbedingt kaufen und lesen, einen der tiefsinnigsten, ergreifendsten Essays zum nicht verebbenden Thema 'Deutsche und Juden', herzzerreißend und dennoch nicht schluchzend; eine elegante Prosa-Etüde, vornehm-altmodisch im besten Sinn.« Fritz J. Raddatz DIE ZEIT







