Keine Zukunft ohne die Vergangenheit
Mihail Groys war sieben Jahre alt, als er 1998 mit seiner Familie aus dem Donbass nach Deutschland kam. 25 Jahre später beschreibt er, wie es ist, als Fremder in einem anderen Land anzukommen, wie lang es dauert, bis Zugewanderte wirklich integriert sind und das
neue Land als ihre Heimat sehen. Für ihn spielt nicht nur seine ukrainische Herkunft eine besondere…mehrKeine Zukunft ohne die Vergangenheit
Mihail Groys war sieben Jahre alt, als er 1998 mit seiner Familie aus dem Donbass nach Deutschland kam. 25 Jahre später beschreibt er, wie es ist, als Fremder in einem anderen Land anzukommen, wie lang es dauert, bis Zugewanderte wirklich integriert sind und das neue Land als ihre Heimat sehen. Für ihn spielt nicht nur seine ukrainische Herkunft eine besondere Rolle, sondern auch die Tatsache, dass er zu einer jüdischen Familie gehört, für die Deutschland als Heimat ihrer Wahl keine Selbstverständlichkeit gewesen sein kann. Der Autor beschäftigt sich u.a. mit Bereichen wie der deutschen Ess- und Trinkkultur, dem Verhältnis der Deutschen zu Autos und dem Umgang mit Tieren. An dem selbstverständlichen Gebrauch des Pronomens „wir“ wird deutlich, dass er inzwischen ein Deutscher in seiner deutschen Heimat ist.
Der Autor geht ausführlich auf die Geschichte und die gegenwärtige Situation der Ukraine ein. Besonders interessant ist seine am Ende formulierte Botschaft. Er betont, wie wichtig Ehrlichkeit, Menschlichkeit und Kompromissbereitschaft sind. Diese Werte sollten uns stets im Umgang miteinander leiten. Von besonderer Bedeutung für die Deutschen sind seine Ausführungen zur Schoah. Die Deutschen dürfen den Holocaust nicht leugnen, sondern müssen Verantwortung für die Verbrechen der Vorfahren übernehmen.
Ich habe “Meine deutsche Geschichte“ von Mihail Groys gern und mit großem Interesse gelesen, zeigt er doch einen Blick von außen auf unser Land und regt damit zum Nachdenken und Hinterfragen von Selbstverständlichkeiten an.