Gabriel Astruc - heute vergessen, einst jedoch der umtriebigste, witzigste und vor allem streitbarste Impresario Frankreichs. Als er 1913 sein Théatre des Champs-Elysées eröffnete, ereigneten sich dort wie bestellt vier große Skandale, von denen er in diesen Erinnerungen lustvoll erzählt. Hauptfiguren waren Richard Strauss, Claude Debussy und Igor Strawinsky. Die Wut des Publikums, der Presse und natürlich der Kirche entzündete sich vorwiegend an flüchtig bekleideten Ballettstars. An der Unfähigkeit aber, ein weit über seine Zeit hinausweisendes Stück wie Strawinskys "Sacre du Printemps" zu…mehr
Gabriel Astruc - heute vergessen, einst jedoch der umtriebigste, witzigste und vor allem streitbarste Impresario Frankreichs. Als er 1913 sein Théatre des Champs-Elysées eröffnete, ereigneten sich dort wie bestellt vier große Skandale, von denen er in diesen Erinnerungen lustvoll erzählt. Hauptfiguren waren Richard Strauss, Claude Debussy und Igor Strawinsky. Die Wut des Publikums, der Presse und natürlich der Kirche entzündete sich vorwiegend an flüchtig bekleideten Ballettstars. An der Unfähigkeit aber, ein weit über seine Zeit hinausweisendes Stück wie Strawinskys "Sacre du Printemps" zu ertragen, wäre das schöne Theater, kaum erbaut, im Mai 1913 mit dem wohl legendärsten aller Theaterskandale fast schon wieder zu Bruch gegangen.
Gabriel Astruc, geboren 1864 in Bordeaux, starb 1938 in Paris. Er war der Sohn des Großrabbiners von Brüssel, wurde einer der wichtigsten Theaterdirektoren Frankreichs, gründete 1913 das bis heute legendäre Théatre des Champs-Elysées und war mit vielen wichtigen Künstlern seiner Zeit verfeindet oder eng befreundet. Sein berühmtester Freund, Marcel Proust, half ihm bei der Abfassung seiner Memoiren, zu denen die hier zu lesenden Berichte gehören.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dass Gabriel Astrucs bereits 1936 verfasste "Skandale" nun in einer herrlichen bibliophilen Ausgabe erstmals auf Deutsch vorliegen, erfüllt Rezensent Reinhard J. Brembeck mit Glück. Gebannt liest er die Erinnerungen des Journalisten an seine Zeit als Impresario, in der er für die Pariser Erfolge Strawinskys, Sergej Diaghilews und der Ballets Russes mit ausschlaggebend war. Allein, was Astruc in angenehmem Erzählton von Igor Strawinskys unverschämten, ausufernden Forderungen und der skandalösen Uraufführung der "Sacre du Printemps" erzählt, verschlägt dem Kritiker fast den Atem. Nicht zuletzt liest der Rezensent das Buch aber auch als "schonungslose" Gesellschaftskritik eines Kunstenthusiasten, der hier seine visionären Ansichten der heutigen Rolle von Musik und Musikkritik darlegt.