Wie kommt es, dass heute die Hälfte der Menschheit in Städten lebt? Der Historiker Ben Wilson spannt einen faszinierenden Bogen von der Urzeit in die Zukunft, um diese Frage zu beantworten. Seine Reise beginnt 4.000 v. Chr. in Uruk, verläuft über die Zentren der antiken Welt Babylon, Athen und Rom, führt u.a. über Bagdad und Lübeck nach Paris, New York und Warschau und endet in Lagos. Jede Stadt steht für einen bestimmten Aspekt, Lübeck etwa für Handel, Warschau für Zerstörung durch Krieg, Lagos für die Megacity der Zukunft. Farbig und detailreich erzählt Wilson vom Alltag der Menschen in der Stadt, vom Glanz der Villen und Boulevards, aber auch von denen, die in Schmutz und Elend gestrandet sind. Bis heute verheißen die Städte Schutz und Wohlstand, Arbeit und Vergnügungen. Und so ziehen sie Milliarden Menschen an, trotz der Gefahr, im urbanen Strudel unterzugehen.
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Mit Begeisterung stürmt Rezensentin Laura Weißmüller mit dem britischen Journalisten Ben Wilson durch die Weltgeschichte der Metropolen, von Uruk über Athen und Tenochtitlan bis Lissabon und Lagos. "Ordnung ist anti-urban", lernt Weißmüller, die mit Freude verfolgt, wie Wilson die Stadt als Ort der Verdichtung besingt, in dem die "Konzentration der Gehirne" zuverlässig Ideen, Erfindungen und Fortschritt hervorbringt. "Famos" findet sie auch, wie Wilson sich durch die urbanen Kulturen schlägt, von der niederländischen Genre-Malerei bis zurm Gangsta-Rap von Compton. Auch dass die Europäer eigentlich die letzten waren, die große Städte bauten, erfährt die Rezensentin und weiß jetzt auch, dass sie Westeuropäerin eine Antipathie gegen das Stadtleben geerbt hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Wenn ein Historiker sich auf die Fahnen schreibt, "Weltgeschichte" zu erzählen, dann ist es verständlich, dass er ein umfangreiches Buch vorlegt, konstatiert Cord Aschenbrenner. Allerdings findet der Rezensent im Hohelied des Briten Ben Wilson auf zwanzig Metropolen einige Haare in der Suppe. So vermisst er die großräumige Einbindung der Erfahrungen in der Corona-Pandemie. Außerdem ist das vom Autor beschriebene Alleinstellungsmerkmal großer Städte, mit Krisen und Katastrophen aller Art besonders kreativ umzugehen, nur eine These, die fachlich nicht wirklich nachvollziehbar belegt sei. Für Nicht-Stadtneurotiker, wie Aschenbrenner, hat das Buch dennoch einiges Interessantes zu bieten, zumal Wilson ein unterhaltsamer Geschichtenerzähler und kein Dozent sei. Man erfahre viel über das Erwachen der Städte in der Welt: vom alten Orient bis in die Gegenwart.
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Wilson ist ein unterhaltsamer, gut gelaunter und mit der Fähigkeit zum Staunen begabter Geschichts- und Geschichtenerzähler, dem man sich gern anvertraut. Cord Aschenbrenner Neue Zürcher Zeitung 20230123