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Das umfangreichste unveröffentlichte Werk Hugo Balls - neunzig Jahre nach seiner Projektierung erstmals publiziert.Angesichts des Weltkrieges war es für Hugo Ball eine Sache des publizistischen Gewissens, seine Zeitgenossen mit Denkansätzen zu konfrontieren, die frei von Chauvinismus waren. Da er die militante Staatsvergottung als Ursache der europäischen Katastrophe begriff, suchte er nach unabhängigen Gegenkräften. Neben Nietzsche wurde für ihn dabei der russische Revolutionär Bakunin (1814-1876) zur Schlüsselfigur.Bakunins abenteuerliches Leben war damals bestenfalls Legende; kenntnislose…mehr

Produktbeschreibung
Das umfangreichste unveröffentlichte Werk Hugo Balls - neunzig Jahre nach seiner Projektierung erstmals publiziert.Angesichts des Weltkrieges war es für Hugo Ball eine Sache des publizistischen Gewissens, seine Zeitgenossen mit Denkansätzen zu konfrontieren, die frei von Chauvinismus waren. Da er die militante Staatsvergottung als Ursache der europäischen Katastrophe begriff, suchte er nach unabhängigen Gegenkräften. Neben Nietzsche wurde für ihn dabei der russische Revolutionär Bakunin (1814-1876) zur Schlüsselfigur.Bakunins abenteuerliches Leben war damals bestenfalls Legende; kenntnislose Vorurteile und Vorverurteilungen standen einer unvoreingenommenen Aufnahme seiner Schriften entgegen. Als Ball sich 1915 daranmachte, den Klassiker des libertären Denkens für breitere Leserkreise zu erschließen, waren Bakunins Werke im deutschen Sprachraum erst in geringem Umfang zugänglich. Entgegen den Tendenzen der biographischen Mode seiner Zeit insistiert Ball auf der Wirkung des Authentischen: Er schildert nicht, sondern montiert ausgewiesene Dokumente. Vieles war aus entlegenen Quellen zu sammeln und erstmals zu übersetzen. Die Bakunin-Studien begleiteten Balls dadaistisches Engagement, wurden zum Fundus seiner »Kritik der deutschen Intelligenz« und rückten diese in ein neues Licht, als Ball auf den Bakunin-Kritiker Carl Schmitt traf. Das Bakunin-Brevier blieb Fragment, da sich nach anfänglichem Publikationsinteresse von René Schickele und Erich Reiss kein Verleger fand. Unter Balls unveröffentlichten Werken ist das Brevier das umfangreichste. Neunzig Jahre nach seiner Projektierung kann es nun erstmals erscheinen.
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Autorenporträt
Hugo Ball, geb. 1886 in Pirmasens, war während des Ersten Weltkrieges Mitbegründer der Dada-Bewegung in Zürich, überzeugter Pazifist und scharfer Zeitkritiker. Der enge Freund Hermann Hesses war dessen erster Biograph. Hugo Ball starb 1927 in Montagnola/Schweiz.

Leider ist derzeit keine AutorInnenbiographie vorhanden.

Hans Burkhard Schlichting, geb. 1949, war zunächst Verlagsdramaturg bei Suhrkamp und ist seit 1981 Chefdramaturg der Hörspielabteilung des Südwestrundfunks. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zur historischen Avantgarde, Gegenwartsliteratur und Medienkunst vorgelegt. Außerdem edierte er u.a. Hugo Ball: »Der Künstler und die Zeitkrankheit. Ausgewählte Schriften« (1984).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Felix Philipp Ingold bezweifelt, dass dieser "Texttorso" als eigenständiges Werk in die Hugo-Ball-Gesamtausgabe gehört, wo dieser "dokumentarisch nicht eben verlässliche Reader" als Band vier nun erschienen ist. Nicht nur, dass das Lesebuch aus Ingolds Sicht inhaltlich längst überholt ist. Auch in seiner Textform als "Fragment aus Fragmenten" überzeugt es den Kritiker nicht. Unzweifelhaft steht diesen Mängeln jedoch aus seiner Sicht "der exzellente Standard der vorliegenden Edition" gegenüber, deren kritischer Apparat seinen Informationen zufolge (auf 400 Druckseiten) "eine Fülle von Kommentaren und Exkursen" bereithält, die seiner Ansicht nach "weit über Balls Vorhaben hinausweisen" und insgesamt eine materialreiche "Entwicklungsgeschichte der russischen und der deutschen Linken im 19. Jahrhundert" ergeben.

© Perlentaucher Medien GmbH