Michelangelos Moses gilt seit seiner Entstehung als Symbolgestalt des historischen Papstes Julius II. und des Papsttums der Renaissance schlechthin. Mit der Darstellung des biblischen Moses verbanden sich hohe nicht nur künstlerische Ansprüche.Obwohl sich die Ausführung des Grabmals von Papst Julius II. in der römischen Kirche San Pietro in Vincoli von 1505 bis 1545 hinzog, das Vorhaben mehrfach abgewandelt und der Standort verlegt wurde, gehörte eine der über vierzig zunächst vorgesehenen Skulpturen von Beginn an zum festen Bestandteil des Monuments: Die Sitzstatue des Moses, seit ihrer Vollendung Inbegriff der bildhauerischen Arbeitsweise Michelangelos, war bereits ein Schlüsselwerk des ersten Entwurfs eines Mausoleums für Alt-St. Peter in Rom und wurde in der Folgezeit sowohl für den Künstler als auch für den Auftraggeber und seine Erben, welche die Ausführung des Projektes wie die jeweils regierenden Päpste mit Argusaugen verfolgten, zum Paradigma des Vorhabens. Mit der Darstellung des biblischen Moses verbanden sich hohe religiöse, ehrgeizige politische und dynastische, vor allem aber umfassende künstlerische Ansprüche. Für Michelangelo verkörperte die Sitzstatue den Triumph über widrige Arbeitsumstände, gegen die er sich mit seinem ruhelos schöpferischen Geist in der Formfindung zu behaupten wußte. Der Moses gilt seit seiner Entstehung als Symbolgestalt des historischen Papstes, ja des Papsttums der Renaissance schlechthin. Die Statue bleibt gerade auch nach der 2002 abgeschlossenen Restaurierung das Schlüsselmotiv der Deutung des Epitaphs.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Zufrieden zeigt sich Rezensent Kurt Flasch mit Franz-Joachim Verspohls Studie über Michelangelos Moses auf dem Grabmal des 1545 gestorbenen Papstes Julius II., auch wenn er im Detail einiges zu bekritteln hat. Flasch berichtet über den Jahrhunderte währenden Deutungsstreit um Michelangelos Moses und hebt dabei Freuds Abhandlung "Der Moses des Michelangelo" hervor. Dass sich Verspohl von dem Meinungsstreit nicht hat entmutigen lassen, findet seine Anerkennung, zumal der Autor eine "gelehrte neue Deutung" vorlege. "Respektabel" nennt Flasch vor allem die Ergebnisse, zu denen Verspohl in seiner Auseinandersetzung mit Freuds Abhandlung kommt. Mit dessen "stilistischer Kunst" kann sich Verspohl zum Bedauern Flasch nicht messen. Im Gegenteil: Flasch klagt über die "Unzahl holpriger, überfüllter Sätze" und das "Gestrüpp der verklausulierten Fachsprache". Er äußert zudem methodische Bedenken gegen die pauschalisierenden Art, mit der der Autor Begriffe wie "Renaissance" oder "Nikodemismus" gebraucht. Zu dieser Sorglosigkeit gegenüber der "intellectual history" geselle sich eine Nachlässigkeit in der Zitationsweise, die Flasch nicht hinnehmen mag. Auch die Zuordnungen der Abbildungen zum Text hätten besser sein können. Nichtsdestoweniger bringe Verspohl Studie durch intensive Werkbetrachtung und historische Ortung "erheblichen Erkenntnisgewinn" und rege zu "frischem Sehen" an.
© Perlentaucher Medien GmbH
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