Gerhart Hauptmann: Mignon. Eine Goethe-Sichtung am Lago Maggiore Erstdruck: Suhrkamp, Berlin, 1947. Entstanden 1938-1944. Neuausgabe. Herausgegeben von Karl-Maria Guth. Berlin 2025. Der Text dieser Ausgabe wurde behutsam an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst. Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage. Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt. Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH Ein alternder Dichter reist an den Lago Maggiore, getrieben von einer tiefen inneren Unruhe und der Sehnsucht nach Erneuerung. Dort begegnet er der geheimnisvollen Mignon - eine Erscheinung zwischen Zirkuswelt und Poesie -, die ihn an Goethes berühmte Figur erinnert. Die Grenzen zwischen Erinnerung, Traum und Wirklichkeit beginnen zu verschwimmen. In einer Landschaft voller Zauber, unter südlicher Sonne, offenbart sich ihm eine magische Welt: eine Vision Goethes, lebendig geworden. Gerhart Hauptmanns spätes Prosawerk ist eine poetisch dichte Meditation über Kunst, Geist und das Alter - durchdrungen vom Geist der deutschen Klassik und einem Hauch metaphysischer Romantik. Über den Autor: 1862 als Sohn von Robert und Marie Hauptmann geboren, die im schlesischen Ober-Salzbrunn ein Hotel betreiben, bricht Gerhart Hauptmann nach jeweils kurzer Dauer eine landwirtschaftliche Ausbildung, das Einjährigen-Examen des preußischen Militärs, die Bildhauerklasse der könglichen Kunst- und Gewerbeschule in Breslau und schließlich ein Philosophiestudium in Jena, ein Zeichenstudium in Dresden und anschließend ein Geschichtsstudium in Berlin ab. Er begeistert sich für die utopischen Pläne einer alternativen Siedlung in Übersee mit Nacktkultur und Liebesfreiheit fern der Enge der wilhelminischen Gegenwart. Sein dauerhaftes Interesse hingegen gilt dem Theater. 1889 mit der Uraufführung seines Stücks 'Vor Sonnenaufgang' am gerade eröffneten Berliner Lessing-Theater gelangt der Naturalismus auf die deutsche Bühne und der bis dahin unbekannte Autor wird durch den Theaterskandal, den das Sozialdrama auslöst, schlagartig bekannt. Beginnend mit der Jahrhundertwende bringt ihm sein Ruhm als Dramatiker zahlreiche Ehrungen ein, an deren Spitze 1912 der Nobelpreis für Literatur steht, den er als 'Anerkennung für sein fruchtbares und vielseitiges Wirken im Bereich der dramatischen Dichtung' erhält. Im Ausland gilt er als der Repräsentant der deutschen Literatur schlechthin, in der Weimarer Republik werden ihm politische Ambitionen nahegelegt, er ist als Reichskanzler im Gespäch. Der in der Bevölkerung hoch angesehene Dramatiker lässt sich - anders als viele seiner Freunde und Berufskollegen - später von den Nationalsozialisten im Lande halten, seine als unkritisch geltende Haltung wird ihm vielfach vorgeworfen. 1946 stirbt mit Gerhart Hauptmann der bedeutendste Vertreter des Naturalismus in Agnetendorf in Niederschlesien.
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