Eine farbenfrohe Biographie von zwei Menschen, zwei Familien, einem Gemälde und einem Land! Sehr lesenswert!
Ein Gemälde, zwei Männer, zwei Familien – und die Geschichte von Mexiko. All das und noch viel mehr drängen sich auf den gerademal 200 Seiten, aufgelockert mit Illustrationen.
Der Roman
ist mehr als nur eine multiple Biographie. Es ist eine spannende Erzählung über das Leben von Johann…mehrEine farbenfrohe Biographie von zwei Menschen, zwei Familien, einem Gemälde und einem Land! Sehr lesenswert!
Ein Gemälde, zwei Männer, zwei Familien – und die Geschichte von Mexiko. All das und noch viel mehr drängen sich auf den gerademal 200 Seiten, aufgelockert mit Illustrationen.
Der Roman ist mehr als nur eine multiple Biographie. Es ist eine spannende Erzählung über das Leben von Johann Moritz Rugendas, bekannt als Juan Mauricio R., der sich in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts als „reisender“ Maler in Lateinamerika einen großen Namen machte. 1833 schuf der das titelgebende Gemälde von der Hazienda „El Mirador“ in Mexiko. Ein Gemälde, welches die Familie Stallforth, der die Hazienda gehörte, nie verlassen hatte und sich nach wie vor im Familienbesitz in Augsburg befindet. Rugendas selbst stammte aus einer Augsburger Künstlerfamilie. Und so schließt sich der Kreis der zwei Familiengeschichten, die eng miteinander verknüpft sind, und doch zwei Jahrhunderte und den halben Erdball überspannen.
Das Leben von Rugendas war abenteuerlich – er zeichnete und skizzierte alles, was ihm auf seinen Reisen durch Mittel- und Südamerika vor die Augen kam. Selbst Alexander von Humboldt schätzte ihn sehr.
Die Familie Stallforth bot ihm eine herzliche Gastfreundschaft auf der Hazienda an, um sich ein wenig von den Strapazen der Reise zu erholen. Bevor Rugendas Mexiko verlassen musste, malte er das Bild zum Dank.
Das Anwesen war ein paradiesischer Flecken Erde – mit Zuckerrohr und Kaffeeplantagen – und, auch wenn es weniger zur Sprache kommt, natürlich auch mit Sklavenarbeit verbunden. Sogar der Kaiser von Mexiko durfte dort einst unbeschwerte Tage verbringen.
Der jetzige Besitzer Ubaldo Stallforth lebt in Augsburg und ist als Arzt ebenfalls in die Fußstapfen seiner Eltern getreten. Auch diese Familienchronik liest sich wie ein Abenteuerroman. Die Eltern Ubaldos (eigentlich Uwe, aber im Spanischen wird der Buchstabe „V“ wie Uve ausgesprochen) zogen nach dem Krieg über Stationen in Paraguay bei den Mennoniten nach Argentinien, um als Ärzte dort zu arbeiten. Ubaldo, geboren in Argentinien, wurde mehr vom Kindermädchen aufgezogen, denn von seinen hart arbeitenden Eltern.
Zurück in Deutschland kam er sich als Kind zuerst ziemlich fremd vor, musste Deutsch lernen, das Wetter war kalt. Aber er passte sich an, gewann Freund*innen und ging zum Studieren nach Valencia … mehr wird nicht mehr verraten (ist eh schon zuviel)
Die Autorin versteht es in diesem Roman, die zwei Familiengeschichten sehr fesselnd zu erzählen, und geizt nicht mit historischen Daten zu Mexiko.
Die Sprachführung ist dem Inhalt angepasst. Direkt, wenn es um Fakten geht, verspielt und schwärmerisch bei den Bildern und Personen. Auf eine einfache Art und Weise erzeugt Marie Gaté wunderbare Bilder im Kopf, die von einer prächtigen, farbenfrohen Dschungelwelt über einem pulsierenden Valencia bis hin zum nüchternen grauen bayerischen Alltag reichen. Man stelle sich nur den kleinen, quirligen Ubaldo in seiner klammen Lederhose vor … herrlich.
Sehr gerne gelesen – und eine große Leseempfehlung über dieses Portrait von zwei Personen, einem Gemälde und einem Land. Man möchte Rugendas begleiten und ihm beim Malen über die Schulter schauen!