Wie begann der Holocaust? Schon lange vor den Gaskammern und industrieller Vernichtung setzte im Generalgouvernement eine tödliche Dynamik ein, die das Fundament für die Ermordung der polnischen Juden legte. Frank Grelkas Buch rückt die bislang wenig beachteten Wasserwirtschaftslager im Distrikt Lublin ins Zentrum der Analyse und zeigt eindrucksvoll: Zwangsarbeit war schon 1940 kein Weg zum Überleben, sondern Teil eines ideologisch gesteuerten Vernichtungsprozesses. Mit scharfem Blick auf die Verwaltungsrealität unter deutscher Besatzung belegt Grelka, wie jüdische Gemeinden durch Zwang und finanzielle Auszehrung systematisch destabilisiert wurden. Die Lager dienten nicht wirtschaftlicher Effizienz, sondern der schrittweisen Zerstörung jüdischen Lebens - und bereiteten ab 1942 unmittelbar die Deportationen nach Sobibór vor. Aus Sicht überlebender Zwangsarbeiter erzählt die Untersuchung von Hoffnung und Hilflosigkeit sowie von der schockierenden Gewalt, die von ganz normalen deutschen Beamten ausging. Diese fundierte Analyse macht deutlich, wie unproduktive Zwangsarbeit und eine auf Verschwendung angelegte Besatzungspolitik als integrale Bestandteile nationalsozialistischer Vernichtungspolitik fungierten. Durch die präzise Rekonstruktion administrativer, sozialer und ökonomischer Prozesse leistet das Werk einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der frühen Genozidphase im Generalgouvernement. Das Buch erweitert die Perspektive auf den Holocaust um zentrale strukturelle und ideologische Aspekte deutscher Herrschaftspraxis und bietet zugleich neue Impulse für die wissenschaftliche wie gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der deutschen Besatzungspolitik in Polen.
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