Gibt es von uns Menschen und unseren Gefühlen unabhängige moralische Wahrheiten? Können wir sie erkennen? Und gibt es in der Menschheitsgeschichte einen moralischen Fortschritt hin zu diesen Wahrheiten? Das sind die großen Fragen, denen sich der weltberühmte amerikanische Philosoph Thomas Nagel in seinem neuen Buch widmet.
Nagel setzt sich mit aktuellen Forschungen der Moralpsychologie, der Kognitionswissenschaft und der Evolutionären Psychologie auseinander, die unseren Zugang zu moralischem Wissen sowie die Rolle, die Gefühle dabei spielen, empirisch untersuchen. Solche subjektivistischen und reduktionistischen Darstellungen der Moral können ihn jedoch nicht überzeugen - eine Alternative bietet der moralische Realismus. Dieser sieht sich allerdings mit dem historischen Wandel der Moral konfrontiert, die nicht die zeitlose Gültigkeit wissenschaftlicher Wahrheiten besitzt. Vielmehr sind moralische Wahrheiten auf ganz spezifische Weise mit historischen Entwicklungen verknüpft, wie Nagel in diesem ebenso konzisen wie tiefschürfenden Buch zeigt.
Nagel setzt sich mit aktuellen Forschungen der Moralpsychologie, der Kognitionswissenschaft und der Evolutionären Psychologie auseinander, die unseren Zugang zu moralischem Wissen sowie die Rolle, die Gefühle dabei spielen, empirisch untersuchen. Solche subjektivistischen und reduktionistischen Darstellungen der Moral können ihn jedoch nicht überzeugen - eine Alternative bietet der moralische Realismus. Dieser sieht sich allerdings mit dem historischen Wandel der Moral konfrontiert, die nicht die zeitlose Gültigkeit wissenschaftlicher Wahrheiten besitzt. Vielmehr sind moralische Wahrheiten auf ganz spezifische Weise mit historischen Entwicklungen verknüpft, wie Nagel in diesem ebenso konzisen wie tiefschürfenden Buch zeigt.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Die hier rezensierende Literaturwissenschaftlerin Hendrikje Schauer verspricht mit Thomas Nagels Buche eine lohnende, aber auch beunruhigende Lektüre. Darin fragt der fast 90-jährige Philosoph recht grundsätzlich nach den theoretischen Grundlagen für moralisches Handeln und zeichnet dabei auch einen "moralischen Fortschritt" nach, fasst die Kritikerin zusammen. Außerdem plädiere er für ein sogenanntes "Überlegungsgleichgewicht" zur Erhaltung dieses Fortschritts auch in heutigen Zeiten; Schauer meint hier deutlich den "Zungenschlag" von John Rawls, der Nagels Lehrer war, zu vernehmen. Das sei alles schön und gut, und Nagel ruft souverän bekannte "Schauplätze" der Moralphilosophie auf, vermittelt Schauer. Aber leider wird ihr im Laufe der Lektüre zunehmend deutlich, dass die Grundlagen des Buchs Prä-Trump entstanden: Was Nagels Festhalten am moralischen Fortschritt noch mit der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Situation der USA zu tun hat, bleibt für sie als pochende Frage zurück.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Es lohnt sich, Thomas Nagel zu lesen, um zu prüfen, wie weit unsere moralische Ortung reicht.« Hendrikje Schauer wochentaz 20250428