Der Ton macht die Musik …
„Mordseemusik“ ist bereits der 6. Band in Emmi Johannsens (Christine Drews) launiger Borkum-Krimireihe um die beiden Hobby-Ermittler Caro Falk und Jan Akkermann. Das Cover liefert eine gelungene und humorvolle Mischung aus Inselflair und inhaltlichen Anhaltspunkten wie der
Gitarre und dem Borkumer Musikpavillon. Auch wer, wie ich, erst mit diesem Band in die Reihe…mehrDer Ton macht die Musik …
„Mordseemusik“ ist bereits der 6. Band in Emmi Johannsens (Christine Drews) launiger Borkum-Krimireihe um die beiden Hobby-Ermittler Caro Falk und Jan Akkermann. Das Cover liefert eine gelungene und humorvolle Mischung aus Inselflair und inhaltlichen Anhaltspunkten wie der Gitarre und dem Borkumer Musikpavillon. Auch wer, wie ich, erst mit diesem Band in die Reihe einsteigt findet schnell in die Handlung und erhält nach wenigen Kapiteln die wichtigsten Informationen über die reihentypischen Charaktere.
Mit ihrem Chor soll Caro den Schlagerstar der Urlaubsinseln Pablo Lavega bei seinem Konzert im Borkumer Musikpavillon begleiten. Vor allem bei der Damenwelt scheint Pablo auf große Resonanz zu stoßen. Doch ganz unvermittelt bricht der Sänger nach Luft ringend zusammen und stirbt während seines Konzertes. Dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann, liegt für Caro und Jan auf der Hand. Bei ihren Ermittlungen entdecken sie, dass der beliebte Sänger sich gegenüber manch einem Mitmenschen ziemlich im Ton vergriffen hat und abseits der Bühne auch ganz andere, weit weniger charmante Saiten aufziehen konnte. Doch wer hat Pablo ins Jenseits befördert?
Der gradlinige Schreibstil von Emmi Johannsen zieht sich durch den kompletten Krimi, lässt sich sehr flüssig lesen und hat mir an vielen Stellen viel Spaß bereitet. Ganz nebenbei lernt man als Leser auch die Insel Borkum ein gutes Stück weit kennen, denn das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz – ein bisschen Urlaub für zuhause ist also durchaus drin. Einige Textpassagen erscheinen mir ein wenig zu weit hergeholt, um realistisch zu wirken. Beispielsweise erhält Caro viele Informationen überraschend leicht, Pablos Mutter selbst bindet ihr Details über Leben und Charakter ihrer Söhne schon beinahe auf die Nase. Dies tut der Lesefreude aber keinen Abbruch, denn ein humorvoller cozy Krimi muss in meinen Augen nicht unbedingt völlig authentisch sein. Die Handlung bietet zwar, abgesehen von dem Höhepunkt kurz vor Schluss, keine großen Spannungsspitzen, lässt die Leser durch die Vielzahl potenziell Verdächtiger aber durchweg miträtseln – und führt sie mitunter ganz schön in die Sackgasse. Einzig das Motiv für den geplanten Mord erscheint mir ein wenig dünn, sodass mich die Rohheit mit welcher der Mord geplant und umgesetzt wurde wirklich überrascht.
Als Nebenfiguren verbreiten vor allem Caros Ex-Schwiegervater Hinnerk und ihr Sohn Justus mit ihrer direkten und unverblümten Art Heiterkeit. Besonders der Teenager wirkt – vollkommen altersuntypisch – überaus sympathisch und reibt seiner Mutter immer mal wieder ihre schlauen Erwachsenensprüche unter die Nase. Wirklich herrlich. Bei Pablos Bandkollegen herrschen dagegen die Misstöne vor. Sie scheinen alle eher von der egozentrischen Art zu sein. Statt dem toten Kollegen ein Mindestmaß an Respekt zu zollen, ist jeder nur damit beschäftigt die eigene Karriere nun so schnell wie möglich anzukurbeln. Protagonistin Caro scheint nicht gerade zurückhaltend zu sein, kann ihre Mitmenschen aber ausgesprochen gut einschätzen und weiß, wann es besser ist den Mund zu halten um ihr Gegenüber zum Reden zu animieren. Nur über ihre eigenen Gefühle wird sie sich einfach nicht klar. Ist Jan für sie wirklich „nur“ der beste Freund oder kribbelt es womöglich doch noch ein wenig mehr? In ihrer Unsicherheit verhält sie sich Jan gegenüber mitunter wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Jan ist bei den Ermittlungen als echtes Nordlicht eher ein wenig wortkarg, aber stets geradeheraus. Dabei wirkt er überaus sympathisch und hilfsbereit. Während Caro sich noch unschlüssig zu sein scheint, ob sie ihrer Beziehung zu Jan eine neue Richtung geben möchte, ergreift er die Initiative – oder versucht es zumindest. Bewundernswert, wie die beiden es trotz dieser Ablenkung schaffen einen Mord aufzuklären und nicht zuletzt einen zweiten zu verhindern. Als wahre Heldin muss hier natürlich auch Caros Hündin Aila erwähnt werden.
Insgesamt vereint „Mordseemusik“ eine gelungene Mischung aus kurzweiliger und äußerst unterhaltsamer Krimiunterhaltung, der Anbahnung einer möglichen Friends-to-Lovers Story und ganz viel Inselatmosphäre. Perfekt als leichte Lektüre für zwischendurch.