Ich liebe dieses Buch! Virginia Woolf zeichnet die Innenwelt ihrer Protagonist*innen überaus lebendig und facettenreich. Dadurch war die erste Lektüre die reinste Freude und beim zweiten Mal staunte ich, wie dicht und üppig dieser Text gewebt ist. Also: echte Literatur in ihrer schönsten Form!
Und ich liebe diese Ausgabe! Denn dass sich die Schönheit dieses Werks auch dem deutschsprachigen…mehrIch liebe dieses Buch! Virginia Woolf zeichnet die Innenwelt ihrer Protagonist*innen überaus lebendig und facettenreich. Dadurch war die erste Lektüre die reinste Freude und beim zweiten Mal staunte ich, wie dicht und üppig dieser Text gewebt ist. Also: echte Literatur in ihrer schönsten Form!
Und ich liebe diese Ausgabe! Denn dass sich die Schönheit dieses Werks auch dem deutschsprachigen Leser erschließt, verdanken wir Hans-Christian Oesers Übersetzung. Wie gut diese tatsächlich ist, habe ich schätzen gelernt, nachdem ich sie, teilweise auch unter Zuhilfenahme des englischen Textes, mit anderen Übersetzungen verglichen habe.
Als ich den Roman das erste Mal lesen wollte, las ich drei Ausgaben an, und Oesers Übersetzung setzte sich gegen die von Walter Boehlich (Fischer) und gegen die von Kai Kilian (Anaconda) durch.
Ich weiß nicht genau warum das so war, und ich weiß erstrecht nicht, welche Übersetzung letztendlich ‚objektiv‘ die beste ist. Ich weiß nur: Oesers Übersetzung war es, die mich letztlich in das Buch hineingezogen hat. Ich kam in einen guten Lesefluss – was, da es sich ja nun mal nicht um konventionelle und leichte Lektüre handelt, doch eindeutig zu ihren Gunsten spricht.
Wozu diese Übersetzung jedoch den größten Kontrast bildet, ist die bei Manesse verlegte – und aus mir absolut unerfindlichen Gründen von der Kritik gefeierte – Übersetzung von Melanie Walz (siehe meine Rezension dort)
Gegen diese hebt sich Oeser sowohl mit einer schönen Sprache als auch mit einer angemessen wortgetreuen Übersetzung deutlich ab. Er kommt, wie ich finde, dem Original sehr nahe und wirkt dennoch modern genug, um uns den 100 Jahre alten Klassiker nahezubringen.
Etwas schade finde ich nur, dass bei allen drei Augaben von Reclam ein Anmerkungsapparat fehlt. Er ist zwar meiner Erfahrung nach nicht nötig, um das Buch mit Genuss zu lesen, aber doch hilfreich, um Einzelheiten besser einordnen zu können. (Ich konnte mich trotzdem nicht zu 4 Sternen durchringen, aber der fünfte glänzt etwas matter)
Hier greife man ergänzend zu einer der englischsprachigen Ausgaben: ich finde z.B. die 67 Anmerkungen von Penguin Classics vollkommen ausreichend, aber wenn man es gaaanz genau wissen will, ist die International Student Edition der Norton Library mit ausführlichem Begleittext und 155 detaillierten Anmerkungen eine überaus reichhaltige Quelle.