Um Würde oder ihr Fehlen geht es in diesen neun Erzählungen, in denen die Menschen sich bemühen, dem Ideal eines halbwegs gelungenen Lebens etwas näher zu kommen - oder doch am Ende nicht allzu zerknirscht dazustehen. Vom Alleinsein versehrt sind manche, »Engel auf Krücken«, die ahnen, dass es nicht unbedingt Flügel braucht, um über sich und die Umstände hinauszugelangen; Liebe würde schon genügen.
»Jede wahre, jede leuchtende Kurzgeschichte hat einen romanlangen Schatten«, schrieb Ralf Rothmann einmal und stellt es mit Museum der Einsamkeit erneut unter Beweis. Ob er von dem »Budenzauber« eines kleinen Jungen erzählt, der während der Abwesenheit der Eltern den weinenden Bruder tröstet, oder von einer Dozentin, die ihre Mutter in ein Seniorenheim mit seltsamen Kratzspuren an den Türen gibt, ob er einen Handlanger an der Seelenkälte der Maurer oder einen Pfarrer, dessen Tochter stirbt, an Gott verzweifeln lässt - immer offenbart sich uns eine »Wahrheit hinter der Wahrheit«, was nicht zuletzt an der Spannkraft und der magischen Genauigkeit von Ralf Rothmanns Sprache liegt.
»Jede wahre, jede leuchtende Kurzgeschichte hat einen romanlangen Schatten«, schrieb Ralf Rothmann einmal und stellt es mit Museum der Einsamkeit erneut unter Beweis. Ob er von dem »Budenzauber« eines kleinen Jungen erzählt, der während der Abwesenheit der Eltern den weinenden Bruder tröstet, oder von einer Dozentin, die ihre Mutter in ein Seniorenheim mit seltsamen Kratzspuren an den Türen gibt, ob er einen Handlanger an der Seelenkälte der Maurer oder einen Pfarrer, dessen Tochter stirbt, an Gott verzweifeln lässt - immer offenbart sich uns eine »Wahrheit hinter der Wahrheit«, was nicht zuletzt an der Spannkraft und der magischen Genauigkeit von Ralf Rothmanns Sprache liegt.
Mit Ralf "Rothmanns kleiner Klischee-Fabrik", seinem neuen Erzählungsband, kann Rezensent Tobias Lehmkuhl gar nichts anfangen: Schon von Beginn an irritiert ihn, wie Rothmann etwa über einen alternden Geschäftsmann schreibt, dem Geld und schöner Schein überlebenswichtig sind, und der eine albanische Pflegerin (und später Geliebte) einstellt, deren Söhne ihn ausrauben, dafür werden alle möglichen Balkan-Stereotype auf den Tisch gelegt. Fürchtet der Rezensent zunächst, den Autor möglicherweise nicht verstanden zu haben, kommt er recht bald zu der Überzeugung, dass sich auch die anderen Geschichten nicht davon abgrenzen: Egal, ob es um sterbende Immobilienmakler oder krebskranke Kinder geht, die da in "literarischer Leichtbauweise" zum Thema werden. Besonders ärgerlich findet Lehmkuhl das bezüglich einer Erzählung, in der die Geschichte eines KZ-Vorstehers mit der des Holocaust-Opfers Etty Hillesum verknüpft und verkitscht wird, wie er schließt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Judith von Sternburg freut sich, dass Ralf Rothmann wieder einmal einen Band mit plastisch-realistischen Erzählungen vorgelegt hat, die zeigen, wie das Leben sich im Moment ändern kann und sich existenzielle Räume öffnen. "Ein Tatort von Ralf Rothmann müsste ein Knüller sein", hält sie beispielsweise zu einer der Geschichten fest, in der ein Mann von der Söhnen seiner Pflegerin und Geliebten ausgeraubt wird und es viel zu spät merkt, in einer anderen Geschichte entdeckt ein Maurerlehrling seine Leidenschaft für Shakespeare. Viele der verhandelten Themen kennt Sternburg schon von dem Autor. Und auch der Umgang mit Überraschendem und mit Details überzeugt sie hier zum wiederholten Mal. "Mit Gelassenheit" erzählt Rothmann ihr zufolge davon, dass im Leben vieles "zum Verzweifeln" ist.
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