Die zunehmende NS-Verfolgung in Deutschland und Zentraleuropa zwang Zehntausende deutschsprachige Jüdinnen und Juden in den 1930er Jahren zur Emigration. Internationale Aufnahmehürden in Zeiten der Weltwirtschaftskrise führten dazu, dass viele im Mandatsgebiet Palästina Zuflucht suchten. Patrick Farges untersucht diese deutschsprachige jüdische Migration nach Palästina erstmals unter dem Blickwinkel der Männlichkeit: Gestützt auf vielfältige Selbstzeugnisse - Oral-History-Interviews, Autobiografien und Briefe - eröffnet er so neue Einblicke in die jüdische Kulturgeschichte.…mehr
Die zunehmende NS-Verfolgung in Deutschland und Zentraleuropa zwang Zehntausende deutschsprachige Jüdinnen und Juden in den 1930er Jahren zur Emigration. Internationale Aufnahmehürden in Zeiten der Weltwirtschaftskrise führten dazu, dass viele im Mandatsgebiet Palästina Zuflucht suchten. Patrick Farges untersucht diese deutschsprachige jüdische Migration nach Palästina erstmals unter dem Blickwinkel der Männlichkeit: Gestützt auf vielfältige Selbstzeugnisse - Oral-History-Interviews, Autobiografien und Briefe - eröffnet er so neue Einblicke in die jüdische Kulturgeschichte. Männlichkeitsgeschichte wird dabei als relationale und intersektionale Geschichte verstanden, die Dominanzverhältnisse sowohl zwischen Männern und Frauen als auch unter Männern sowie soziale und rassifizierte Ungleichheiten berücksichtigt. Geschlechtsspezifische Unterschiede prägten Sozialisation, Migration, Integration, Erinnerung und Alltagserfahrungen derjenigen, die in den 1930er Jahren nach Palästina auswanderten und sich ab 1948 im neu gegründeten Staat Israel integrierten. Für die Betroffenen bedeutete die Alija nach Eretz Israel einen tiefgreifenden Bruch, der soziale Bindungen, kulturelle Identität und Geschlechterrollen veränderte. An dieser Schnittstelle konkurrierten unterschiedliche Vorstellungen davon, wie man sich 'als Mann' zu verhalten habe. Im nahezu permanenten Kriegszustand seit den 1930er Jahren stellte es eine besondere Herausforderung dar, den zionistischen Idealen von Muskeljudentum, (männlicher) Regeneration und jüdisch-nationaler Wehrhaftigkeit gerecht zu werden. Dabei entsprach die zentraleuropäisch-bürgerliche Männlichkeit der Neueinwanderer kaum den Erwartungen des Pioniers ( chaluz ), Neuen Juden oder Kibbuzniks. Einige unter den 'Jeckes' erkannten zudem Parallelen zwischen dem maskulinistischen israelischen Nationalismus und jenem, der sie aus Europa vertrieben hatte. Daraus erwuchs die Spannung zwischen Muskel und Geist.
Patrick Farges studierte Germanistik und Sozialwissenschaften in Paris, Berlin, Toronto und Berkeley. Er promovierte 2006 an der Université Paris VIII mit einer Studie über die deutschsprachige Emigration der 1930er Jahre nach Kanada (Publikation: frz. 2008, dt. 2015) und habilitierte sich 2016 an der Pariser Sorbonne. Seit 2017 ist er Professor für Deutsche Geschichte und Geschlechtergeschichte an der Université Paris Cité. Seine Forschungsschwerpunkte sind Migrationsgeschichte, deutsch-jüdische Geschichte, Geschlechter- und Sexualitätsgeschichte sowie europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Markus A. R. Hiltl wurde in Paris zum Deutschlehrer ausgebildet. Er studierte an der Universität Regensburg, der Philipps-Universität Marburg und der Pariser Sorbonne Geschichte und Anglistik/Amerikanistik. Er promovierte in München an der Ludwig-Maximilians-Universität in amerikanischer Kulturgeschichte und arbeitet freiberuflich als Übersetzer für geisteswissenschaftliche Schriften vom Französischen ins Deutsche.
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