Der Herbst kommt wenig überraschend, doch er erwischt sie kalt. Denn Mutter ist gar nicht bereit: Das Dach noch immer ungedämmt, der Garten längst nicht winterfest. Sie grollt und bockt, sie streikt und schweigt; sie spricht nicht mal mehr mit sich selbst. Es friert sie oft, der Hals tut weh, und alle Zähne wackeln. Vom Regen sind die Brüste schwer. Was macht der neue alte Körper nur? Ist er noch ich?Mutter ist eine irrwitzige Figur unbestimmten Alters in einem großen, leeren Haus mit Garten. Ihr bricht die Stimme, ihr gebricht es an allem. Erst ein Zahn-, dann ein Ortswechsel sind nötig, damit sie wieder Boden gewinnt und sich einrichten kann in ihrem Leben.Katharina Mevissen schreibt in Körpersprache über eine unberechenbare Transformation. Ein bilderstarker Roman, genau und unerschrocken.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Diesen Roman von Katharina Mevissen sollte man eigentlich laut lesen, meint Rezensentin Amelie Sittenauer. In kraftvollen Hauptsätzen und "starken Bildern" erzähle die Autorin, wie sich "Mutter" - einen anderen Namen hat die Protagonistin nicht - gegen das Altern zur Wehr setzt und, im wahrsten Sinne des Wortes, ihre eigene Stimme wiederfindet, lesen wir. Mutter wohnt in einem windschiefen Haus, spricht kaum noch, fühlt sich vom eigenen Körper verraten, der sie im Stick lässt, resümiert die Rezensentin. Doch eines Tages kommt der Umschwung: Mutter zieht in die Stadt, beginnt eine Telefonsex-Affäre, schwimmt Oben-ohne im Schwimmbad und, vor allem, findet sie ihre Stimme wieder, die nun viel tiefer und kraftvoller ist als früher. Die Kritikerin freut sich über die "Leichtigkeit und den Witz" mit denen diese Emanzipations-Geschichte erzählt wird und findet, dass man sich Mutter als Frau durchaus zum Vorbild nehmen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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